Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Ballonphotographie. 
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Eine Dunkelkammer hatte sich der aus dem Kriege 1870/71 
bekannte Photograph Dagron nach dem Beispiel des älteren Nadar 
im Korbe des großen, von Henry Giffard 1878 ausgestellten Fessel- 
ballons eingerichtet. Nach einigen Mißerfolgen gelang es ihm, mehrere 
brauchbare Bilder von Paris in der Größe 28 : 22 cm anzufertigen. 
Die ersten Trockenplatten wurden von Triboulet bei seinen 
für meteorologische Zwecke‘ unternommenen Freifahrten in Anwen- 
dung gebracht. Dieser Mann, Architekt von Beruf, aber als Mit- 
glied der »Societe d’aerostation meteorologique« von großer Begeiste- 
rung für die Wetterkunde erfüllt, hatte auf eigene Kosten eine Auf- 
fahrt bei schlechtem Wetter zustande gebracht mit der ausgesprochenen 
Absicht, Wolkenaufnahmen anzufertigen. 
Durch ein eigenartiges Mißgeschick wurde er um die Früchte 
seiner Mühen gebracht. Starker Regen drückte den Ballon mit 
solcher Schnelligkeit auf die Erde, daß die Luftschiffer trotz Aus- 
werfens alles Ballastes zunächst den Turm der Notre-Dame-Kirche 
streiften und dann eine unfreiwillige nasse Landung in der Seine 
ausführen mußten. Kaum waren sie dem nichts weniger als an- 
genehmen Bade entronnen, so wurden sie durch die städtischen 
Zollbeamten, welche den Ballon außerhalb der vorgeschriebenen 
Wege in die Stadt hatten fliegen sehen, einem eingehenden Verhör 
unterzogen, ob sie nicht etwa steuerpflichtige Gegenstände hätten 
einschmuggeln wollen. Bei einer minutiösen Untersuchung ihrer 
sämtlichen Ausrüstungsgegenstände wurden auch die photographi- 
schen Kassetten auf ihren Inhalt geprüft und damit natürlich gänz- 
lich verdorben. 
Vorzügliche Aufnahmen aus einer größeren Höhe als bis dahin 
üblich, stellte 1880 Desmaret in seinem Freiballon »Gabriel« her. 
Sein ausgezeichnetes Material und die gründliche wissenschaftliche 
Art und Weise, in welcher er seine Aufgaben erfüllte, verdienen 
etwas näher erwähnt zu werden. 
Durch Anwendung eines Objektivs von 29 cm Brennweite wur- 
den auf eine 21 : 27 cm große Platte auch bei größeren Entfernungen 
die Einzelheiten des Geländes ausgezeichnet. Dabei vermochte er 
in einem Maßstabe 1: 4000 ca. 900 qm Terrain auf ein Bild zu 
bringen. Die meisten seiner Aufnahmen erfolgten durch den Boden 
der Gondel senkrecht von oben, den Verschluß bewirkte er auf 
elektrischem Wege. ' 
Zur Auswertung der Platten hatte er auf eine genaue Höhen- 
bestimmung mittels zweier Richardschen Barometer Bedacht
	        
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