Photographisches Material für Ballonzwecke. 345
freien Hand zu dirigieren; man bekommt ihn dann am schnellsten
in jede gewünschte Richtung.
Eine Ausnahme würde eventuell einzutreten haben bei sehr
großen Apparaten (über 60 cm Brennweite) oder auch in Motorluft-
schiffen, bei denen das Vibrieren der Maschinen das Photographieren
schwierig machen würde.
Vielfach hat man, namentlich in früheren Zeiten, den Apparat
mit seinem Objektiv durch eine Öffnung im Boden des Korbes ge-
bracht, um auf diese Weise Geländeaufnahmen genau senkrecht nach
unten für topographische Zwecke zu erlangen.
Eine solche Notwendigkeit ist aber durchaus nicht vorhanden,
denn es wird doch immer nur mit Schwierigkeiten gelingen, die
optische Achse genau senkrecht nach unten zu richten, und für die
spätere Ausrechnung ist es ziemlich belanglos, ob man einen mehr
oder minder großen Neigungswinkel zu berücksichtigen hat. Außer-
dem wird wohl in den seltensten Fällen der Ballon genau gerade
über dasjenige Terrain fliegen, welches für die Aufnahme genehm ist.
Eine solche Montierung des Apparates im Korbboden beschränkt
den ohnehin engen Raum ganz erheblich, und die Luftschiffer werden
bei ihren Arbeiten: Ballastauswerfen, Schlepptauherablassen usw.
ganz erheblich behindert. Außerdem ist für den Aufnehmenden die
gebückte Stellung sehr unbequem, und wenn nicht geeignete Vor-
kehrungen getroffen sind, daß er durch den Korbboden das Gelände
auf der Erde betrachten kann, so weiß er nicht, wohin die optische
Achse bei der Exposition gerichtet war.
Wenn man die Plattenebene unbedingt horizontal richten wollte.
wäre die Anbringung einer Dosenlibelle erforderlich.
Der Korbboden wird nämlich sich selten in einer Horizontal-
lage befinden, schon aus dem einfachen Grunde, weil seine Belastung
unmöglich genau gleichmäßig erfolgen kann.
Man ist deshalb bald von dem Einlassen des Apparates in den
Gondelboden abgekommen.
Anstatt dessen sind besondere Vorrichtungen konstruiert worden,
die Camera an einer Ballonseite mit dem Korbe außerhalb fest zu
verbinden, um die Ruhelage während des Belichtens nach Möglich-
keit zu gewährleisten.
Die Entfernung, in welcher in diesem Falle die Mitte des Appa-
rates vom Korbrande entfernt sein muß, richtet sich jeweils nach
dem Gesichtswinkel des Objektivs; es muß vermieden werden, daß
die Gondel einen Teil des letzteren verdeckt.