Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Photographisches Material für Ballonzwecke. 347 
Aus diesem Grunde hatte er meist auf der Camera für das Platten- 
format 18 X 24 noch eine zweite kleinere für 9X 12 angebracht, welche 
mit genau demselben Objektiv versehen war wie der große Apparat und 
ausschließlich als Hilfsmittel für das Einstellen benutzt werden sollte. 
Das aufzunehmende Objekt wurde mit derselben anvisiert und 
scharf eingestellt. Demnächst mußte das Objektiv der großen Camera 
unten eingestellt und schnell der Verschluß ausgelöst werden. 
Es ist wohl ohne weiteres ersichtlich, daß die beiden Manipu- 
lationen bei einem freifliegenden Ballon sehr schnell hintereinander 
ausgeführt werden müßten, wenn anders man die anvisierte Stelle 
auch wirklich in der Plattenmitte haben wollte. Bei einem Fessel- 
ballon ist jedenfalls diese Art des Arbeitens nicht möglich. 
Bei den Balgencameras zeigte sich noch ein weiterer, schon 
an anderer Stelle erwähnter Nachteil. Die Visierscheibe hing beim 
Aufnehmen direkt nach unten, im oberen Teile etwas gegen das 
Objektiv hin. Die Platten wurden deshalb zwar unten, der Kin- 
stellung entsprechend, scharf, im oberen Teile aber unscharf. 
Hagen hat zur Beseitigung dieses Übelstandes noch ein Messing- 
lineal über dem Apparat angebracht, auf welches entsprechend einer 
auf dem Laufbrett befindlichen identischen Skala der obere Teil der 
Visierscheibe festgeklemmt wurde. 
Bei Klappcameras mit Kniehebeln fällt diese Komplikation fort, 
da ein Überfallen der Kassette nicht eintreten kann. 
Hagen hat schon in jener Zeit ausgezeichnete Bilder angefertigt, 
von denen eine Probe in der Abbildung des Geländes der Jubi- 
läums-Kunstausstellung von 1886 zu sehen ist. 
Vielfach hat man vorgeschlagen, den photographischen Apparat 
kardanisch am Ballon aufzuhängen, um ihn von den Schwankungen 
des Korbes unabhängig zu machen. 
Dies hat sich nicht bewährt, da die Camera von den auf dem 
Boden der Gondel stehenden Personen bedient werden muß und 
demnach die Bewegungen bei der Exposition doch in mehr oder 
minder großem Maße sich auf dieselbe übertragen. 
Eine Aufhängung am Ringe — in der einfachsten Weise, nicht 
kardanisch — wird sich bei sehr langen und schweren Apparaten 
empfehlen, um ihre Handhabung leichter zu machen. Es muß dabei 
aber Sorge getragen werden, daß man beim Exponieren einen Stütz- 
punkt am Korbrande findet. Größere Apparate werden aber wohl 
nur selten zur Anwendung kommen, z. B. zum Photographieren der 
Korona bei Sonnenfinsternissen.
	        
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