Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Wir haben bisher bei den Berechnungen immer eine konstante 
Temperatur von 0° C angenommen und wollen nur kurz auf die 
wichtigen Einflüsse von Unterschieden in der Temperatur eingehen. 
Unter Einwirkung der Wärme erleiden alle gasförmigen Körper 
eine gewisse Ausdehnung, welche für jeden Grad Temperaturerhöhung 
og des Volumens beträgt. 
Durch ein einfaches Experiment kann man sich diese Tatsache 
klarmachen. !) 
Man taucht ein oben geschlossenes Gefäß, an welches eine enge 
Glasröhre angeschmolzen ist, mit dem offenen Ende in eine Flüssig- 
keit. Sobald das Gefäß erwärmt wird, entweicht ein Teil der Luft 
durch die Flüssigkeit in‘ Form von Blasen. Beim Erkalten zeigt 
sich das Zusammenziehen der Luft im Innern durch Emporsteigen 
der Flüssigkeit in der Röhre. 
Gay-Lussac hat festgestellt, daß alle Gase durch die Tem- 
peraturänderungen in gleichem Maße ausgedehnt oder zusammen- 
gezogen werden. 
Endlich ist noch die Diffusion der Gase zu erläutern. Man 
macht sich diese Erscheinung in folgender Weise klar: 
Wenn man in die zwei durch eine poröse Scheidewand ge- 
trennten Abteilungen eines geschlossenen Gefäßes zwei verschiedene 
unter demselben Druck stehende Gase bringt, so vermischen sich 
dieselben nach einer gewissen Zeit vollkommen miteinander, auch 
wenn das schwerere Gas sich in der unteren Abteilung befindet. 
Die Geschwindigkeit, mit welcher dieser Vorgang vor sich geht, 
richtet sich nach dem spezifischen Gewichte der betreffenden Gase; 
Wasserstoffgas geht schneller durch die Scheidewand hindurch als 
z. B. Leuchtgas oder Luft. Im allgemeinen gilt das Gesetz, daß die 
Diffusionsgeschwindigkeiten den Quadratwurzeln aus den spezifischen 
Gewichten der Gase umgekehrt proportional sind. 
Hieraus folgt, daß das in einem Ballon eingeschlossene Gas an- 
dauernd aus der Hülle entweicht und durch die schwerere atmo- 
sphärische Luft ersetzt wird. Durch diese Verschlechterung des 
Füllgases tritt fortwährend eine Gewichtszunahme des Aerostaten ein, 
welche den Auftrieb vermindert. Es gibt keinen Stoff, der diese 
Diffusion aufhebt, mag er auch noch so gut gedichtet sein. 
Der Luftschiffer muß nun allen Auftriebsverminderungen durch 
entsprechende Gewichtserleichterungen begegnen. Er tut dies durch 
Die Theorie des Ballonfahrens. 
1) Jochmann und Hermes, Grundriß der Experimentalphysik.
	        
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