Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Die Theorie des Ballonfahrens. 
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Durch die Diffusion geht während des Aufstiegs ständig Gas 
verloren, und es muß deshalb die errechnete Höhe etwas unter der 
wirklich zu erreichenden zurückbleiben, und zwar um so mehr, je 
schlechter die Dichtung des Ballonstoffes ist. 
Also bei allen Ballonfahrten ist ständig durch Ballastauswerfen 
den Folgen der Diffusion entgegenzuwirken, 
Wir haben ferner gesehen, daß durch jede Temperaturerhöhung 
eine Volumenvermehrung hervorgerufen wird; sobald also ein voll- 
gefüllter Aerostat durch Sonnenstrahlen erwärmt wird, muß das sich 
ausdehnende Gas durch eine Öffnung entweichen, wenn man nicht 
den Druck auf die Hülle vermehrt sehen will. Das Umgekehrte 
tritt ein bei Abkühlung: das Gas zieht sich zusammen. Da dann 
eine geringere Menge Luft verdrängt wird, ist der Ballon sofort 
schwerer im Vergleich zu dem Medium, in welchem er schwimmt. 
Man muß ihn daher ebenfalls durch Ballastausgabe in der Höhe 
halten. Wenn man dies nicht täte, würde der Ballon bis zur Erde 
sinken, weil ja bei zunehmendem Luftdruck das Volumen desselben 
immer geringer, also sein Gewicht gewissermaßen größer wird. 
Es kommt nun außerordentlich darauf an, diese Verminderung 
des Gewichts richtig zu bemessen und sich nicht beim Sandgeben 
zu »überwerfen«, wie der technische Ausdruck lautet. Im all 
gemeinen bringt man im andauernden Wechsel der Temperatur den 
Aerostaten allmählich in immer größere Höhe. 
Abwechselnder Sonnenschein und Wolkenschatten sind deshalb 
für einen Luftschiffer, welcher lange fahren will, stets sehr un- 
angenehm, weil sie seinen Ballastvorrat bald erschöpfen. 
Ein anderes Verhalten zeigt zunächst ein nicht prall gefüllter 
Ballon, dem man auch nur etwas Auftrieb gegeben hat. Beim Steigen 
dehnt sich das Gas und füllt immer etwas mehr von dem Innern 
der Hülle aus; es wird dadurch eine größere Menge Luft verdrängt, 
und der Aerostat muß weiter steigen. Dieses wiederholt sich so 
lange, bis derselbe »prall« voll ist, dann entweicht das überschüssige 
Gas wieder und die Gleichgewichtslage wird bald erreicht. Aus den- 
selben Gründen muß also ein Ballon, welcher aus irgendeiner Höhe 
zur Erde gefallen ist, nach entsprechender Erleichterung wieder 
mindestens zu seiner ursprünglichen Höhe aufsteigen, in welcher 
das Gas das Innere seiner Hülle vollkommen ausgefüllt hat, ja sogar 
noch etwas höher. 
Die Messungen haben nun ergeben, daß die "Temperatur- 
erhöhungen des Ballongases unter dem Einfluß der Sonnenstrahlung
	        
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