Fünftes Kapitel.
Die Entwicklung der lenkbaren Luftschiffe.
Es ist bezeichnend für das rastlose, fast nervös zu nennende
Vorwärtsstreben des menschlichen Geistes, daß die meisten Leute,
welche sich in jener Zeit der allerersten praktischen Erfolge mit
der Luftschiffahrt beschäftigten, noch ehe sie in das Wesen der
neuen Erfindung völlig eingedrungen waren, darangingen, den
Ballon durch besondere Konstruktionen in willkürlich gewählter
Richtung zu dirigieren. Groß ist die Zahl der zu diesem Zwecke
tatsächlich gebauten Fahrzeuge, Legion die Reihe der Projekte.
Die Brauchbarkeit aber steht in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer
Menge.
Beim Studium eingehender Werke über die Aeronautik fällt auf,
daß man immer wieder denselben Ideen begegnet, sind sie auch
noch so unsinnig! Von fast allen guten oder schlechten Konstruk-
tionen der Neuzeit kann man sagen, daß sie in irgendeiner ähn-
lichen Form schon einmal dagewesen sind.
Den Behörden oder Luftschiffervereinen gehen täglich Schrift
stücke zu, in denen die Erfinder, wie es in beliebten Schlagwörtern
heißt, endlich das »Problem der Lenkbarkeit gelöst« haben. Der
tollste Unsinn, den je eine menschliche Phantasie zu ersinnen ver-
mag, überrascht selbst in unserer aufgeklärten Zeit nicht.
Aus den Sagen des Altertums ist uns die Erzählung von dem
Perserkönige überliefert, welcher seinen Thron durch Adler in die
Lüfte tragen ließ. In solchen Gedanken der ältesten Zeiten finden
wir nichts Auffallendes:; aber überrascht wird man über den Titel