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Achtes Kapitel.
Aber so ganz unschädlich war das feindliche Feuer denn doch
nicht, da es die zum Halten kommandierten Mannschaften stark
belästigte und auch mancherlei Schaden am Material anrichtete.
Jourdan ließ deshalb aus Lille einen erfahrenen Stückmeister kommen,
der nach vorgenommener Erkundung erklärte, die beiden Ballon-
geschütze bald zum Schweigen zu bringen.
Die Angreifer, die von dem Erfolge ihres Schießens nichts
ahnten, gaben es aber bald auf, die Luftschiffer weiter zu belästigen
und zogen die Haubitzen aus ihrer Stellung zurück. Ganz ohne
Unfall kam der »Entreprenant« aber nicht weg. Bei windigem
Wetter wurde er gegen den Kirchturm von Maubeuge geschleudert
and erlitt eine kleine Havarie. Auch der Gasofen hatte durch
Schmelzen einiger Retorten unter einer großen Betriebsstörung zu
leiden,
Bald darauf, am 18. Juni, erhielt Coutelle vom General Jourdan,
dem er so ausgezeichnete Dienste geleistet hatte, den Auftrag, mit
zeinem Ballon dem Heere nach Charleroi zu folgen.
Um keine Zeit mit dem Verpacken des Materials auf Fahrzeuge
zu verlieren und um ferner den Bau eines Gasofens an der neuen
Aufstiegstelle zu vermeiden, faßte der Kapitän den Entschluß, mit
»Ballon hoch« den Marsch bis nach dem 12 Meilen entfernten Ort
zu wagen.
An dem Netz wurden in Höhe des Äquators noch 20 Halte-
ieinen befestigt, das Beobachtungsmaterial und die Signalflaggen in
die Gondel gepackt, an diese ebenfalls Stricke gebunden und mit
Coutelle an Bord der Marsch in dunkler Nacht durch die öster-
reichischen Vorposten hindurch angetreten.
Da andere Truppen nicht belästigt werden durften, mußten die
Mannschaften zu beiden Seiten der Straße marschieren, wodurch
der Marsch zu einem äußerst anstrengenden und mühevollen wurde.
Die Direktion erfolgte mittels Sprachrohrs von der Gondel aus, die
so hoch gelassen war, daß Reiter und Fahrzeuge beauem unter
ihm hindurchkonnten.
Unter fast übermenschlichen Strapazen gelangten die Luft-
schiffer nach 15stündigem Marsch in schwülster Sonnenhitze gegen
Abend nach Charleroi, wo sie mit großem Jubel mit Fanfaren
empfangen wurden.
Noch am selben Abend wurde der Ballon hochgelassen und
eine Erkundung vorgenommen, bis die Dunkelheit den Beobach-
jungen ein Ende setzte.