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Achtes Kapitel.
Am Nachmittag ging der Ballon, der inzwischen infolge Zurück-
weichens der Truppen eingeholt war, noch einmal mit dem Ad-
jutanten des Kommandierenden hoch mit dem Auftrage, die Be-
wegungen des rechten Flügels der eigenen Truppe zu verfolgen und
durch Signale zu leiten,
Nach gewonnener Schlacht sprachen sich die Generale außer-
ordentlich anerkennend über die Tätigkeit der Luftschifferkompagnie
aus und erklärten, daß der Erfolg des Tages nicht zum mindesten
lem KEinsetzen des Aerostaten zu danken gewesen wäre.
Die Österreicher hatten dagegen eine nicht geringe Wut auf
las neue Kriegswerkzeug, weil ihre Führer erkannt hatten, daß
lie meisten ihrer Maßnahmen infolge der Meldungen der Ballon-
beobachter in überraschend schneller Weise durch Gegenmaßregeln
lurchkreuzt wurden,
Sie gaben deshalb bekannt, daß alle Luftschiffer, deren man
habhaft werden könnte, als Spione zu erschießen seien.
Nach der Schlacht bei Fleurus kamen schlechte Zeiten für
lie Luftschiffer, das Kriegsglück verließ sie. Coutelle marschierte
mit hochgelassenem Ballon mit der Armee gegen Lüttich, mußte
aber auf den Höhen von Namur nach Maubeuge zurückkehren,
weil durch einen plötzlichen Windstoß das Fahrzeug gegen einen
Baum geschleudert und zerrissen war. Die Reparatur erwies sich
auch hier mit dem vorhandenen Material als unmöglich, und Cou-
telle reiste sofort nach Meudon, wo er einen neuen länglichen
Ballon, den »Celeste«, anfertigen ließ. Nach Rückkehr des Kapitäns
wurde der zylinderförmige Aerostat in Lüttich probiert, erwies sich
aber auch bei geringem Wind so unstabil, daß eine Beobachtung
'nfolge der heftigen Bewegungen unmöglich war und der inzwischen
reparierte »Entreprenant« wieder in Dienst gestellt werden mußte.
Mit diesem so bewährten Fahrzeug setzte man auf einem Schiffe über
lie Maas und rückte nach Brüssel. Vor den Toren dieser Stadt
areilte es zum zweiten Male das Geschick, ein Windstoß warf den
Ballon gegen einen Pfahl und zerriß ihn. Da die in Brüssel vor-
genommene Reperatur sich als ungenügend erwies, mußte die
Hülle wiederum nach Meudon gesandt werden, und infolgedessen
lag die Kompagnie monatelang ohne Luftschiff bei Aachen im
Quartier.
Der tätige Kapitän suchte allerdings die Zeit nach Möglichkeit
auszunutzen durch Einrichtung eines Depots und Verbesserungen
an Material. Unter anderem konstruierte er ein Schutzzelt, das den