Die Entwicklung der Militär-Luftschiffahrt bis 1870. 95
Terrain der Neembucusümpfe mit einem französischen Luft-
schiffer aufsteigen ließ, verbrannte auf unerklärliche Weise,
Man hat bei solchen rätselhaften Bränden oder Explosionen
bis in die letzten Jahre angenommen, daß unbedingt auf irgend-
eine Weise ein Feuer an die Gashüllen herangekommen sein müsse.
Erst nachdem gelegentlich unzweifelhaft ermittelt war, daß dies
aicht der Fall gewesen sein konnte, wurden weitere Nachforschungen
nach den Gründen angestellt. Es hat sich nunmehr ergeben, daß
in den meisten Fällen die Elektrizität die Ursache der Explo-
sionen ist. Der aus der Höhe kommende Ballon nimmt häufig eine
andere elektrische Spannung an, als auf der Erde herrscht. Es tritt
dann in dem Momente der Spannungsausgleich ein, wenn die Eisen-
;eile des Ventils die Erde berühren. Der hierbei überspringende
Funken entzündet häufig das aus dem geöffneten Ventil aus-
strömende Gas, wenn es an den Berührungsstellen mit der Atmo-
sphäre explosibel geworden ist. Unter Umständen führt das aus-
strömende Gas selbst den Funken herbei.
Caxias entließ bald den von ihm angenommenen französischen
Luftschiffer, weil Gerüchte über seine Bestechung aufgetaucht waren,
and beorderte aus Rio de Janeiro mehrere Ballons mit einem nord-
amerikanischen Aeronauten.
Das wesentlichste Resultat der Erkundungen bestand in der
Feststellung der Tatsache, daß das Wasser in den Sümpfen gefallen
war und die geplante Umgehung ausgeführt werden konnte.
Infolge der großen Schwerfälligkeit der Fahrzeuge, namentlich
der Gaserzeugungsapparate auf den Märschen hat General Caxias
von der weiteren Verwendung der Ballons Abstand genommen.
In Frankreich wurden 186% und 1869 Versuche angestellt, Luft-
schiffe zur Signalgebung bei der Marine zu verwerten. In Cher-
bourg wurden kleine Aerostateu gebaut, welchen man verstellbare
Zylinder anhängte. Bei Nacht reflektierte man elektrisches Licht
Jurch Hohlspiegel. Es stellte sich heraus, daß die angehängten
Körper bei Wind ebensowenig zu gebrauchen waren wie seinerzeit
bei den Versuchen Contes. Lichtsignalballons finden wir dagegen
bei der Belagerung von Paris in einer Zahl von 46 wieder; nach
iranzösischen Berichten haben sich dieselben ausgezeichnet bewährt.