Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Die Luftschiffahrt während des Krieges 1870/71. 103 
3. Beide Beobachter melden links oder beide rechts (7, 8), dann 
ist die Lage nicht festzustellen; die Schüsse werden mit fraglich be- 
zeichnet (?). 
Je größer in den Fällen 2 und 2a einem der Beobachter die 
Sprengpunkte seitlich zu liegen scheinen, desto größer ist die Ent- 
Iernung derselben vom Ziel. 
Dieses Verfahren der Beobachtung ist jedoch nicht mehr in 
allen Armeen gebräuchlich und deshalb durch ein anderes ersetzt. 
Der Batterieführer schickt nur einen Beobachter seitlich heraus, 
der um so zuverlässiger die Lage der Schüsse zu beurteilen vermag, 
je weiter seitwärts-vorwärts er sich befindet. Die Einrichtung der 
Geschütze muß namentlich nach der Seite möglichst genau erfolgen. 
Es wird nur mit Brennzündern geschossen, die die Geschosse in der 
Luft zum Krepieren bringen. 
Während früher das Schießen zug- oder batterieweise begann, 
schießt man sich nunmehr geschützweise ein. Man »gabelt« den 
Ballon ein, d. h. man sucht zwei Schüsse zu erlangen, von denen der 
eine vor, der andere hinter dem Ballon erscheint. Diese »Gabel« 
wird, wenn die Entfernung des Aerostaten vorher nicht festgestellt 
war, durch zwei Schüsse erzielt, die um 800 m und mehr auseinander- 
liegen; war die Distanz vorher bestimmt, so bringt man ‚den Ballon 
zwischen eine Gabel von 400 oder auch nur 200 m. In jedem Falle 
muß man schließlich zwei vor und hinter dem Aerostaten liegende 
Sprengwolken beobachtet haben, die um nur 200 m voneinander 
entfernt liegen. Alsdann beginnt das Batteriesalvenfeuer auf 
>Gabelmitte«. Da die Sprengstücke der Geschosse nach unten 
vorwärts geschleudert werden, ist es erforderlich, daß die Spreng- 
wolken vor und etwas über dem Ballon erscheinen. 
Ein Beispiel möge dieses Schießverfahren erläutern. Die Ent- 
{ernung des Aerostaten war nicht festgestellt, sondern auf 7200 m 
geschätzt. Der erste mit 7200 m eingerichtete Schuß erscheine vor 
dem Ballon — also ‚kurz —, alsdann wird das zweite Geschütz mit 
8000 m abgefeuert. Die Beobachtung ergebe, daß dieser Schuß hinter 
dem Ballon — also weit — erscheine, dann ist die »Gabel« mit 
300 m gebildet. Der dritte Schuß wird nun mit 7600 m abgegeben 
und sei wieder weit, der vierte Schuß erfolgt mit 7400 m und sei 
abenfalls weit. Nunmehr erfolgt Batteriesalve mit 7300 m. Die 
Batterie ist eingeschossen, wenn die Salve vor dem Ballon liegt 
and Wirkung zu erkennen ist. Ist dies nicht der Fall, so wird mit 
ainer um 100 m größeren Entfernung weitergeschossen und eventuell
	        
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