Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Neuntes Kapitel. 
Der in Tours fertiggestellte »Ville de Langres« ging mit dem 
Aeronauten Duruof, Berteaux und einigen Marinesoldaten, die 
Ballons aus Paris geführt hatten, zur Loirearmee nach Orleans, 
die Brüder Gaston und Albert Tissandier sowie die Luft- 
schiffer Poirrier, Nadal, J. Duruof folgten mit »Jean Bart«. 
ReEvilliod und der bekanntere Mangin wurden mit dem »George 
Sand« nach Amiens zur Nordarmee und endlich, kurz vor 
Friedenschluß, Wilfrid de Fonvielle mit zwei Ballons zum 
General Faidherbe beordert. Sogar mit Montgolfieren, die der 
italienische Aeronaut Poitevin angefertigt und gefüllt hatte, wurden 
vergebliche Versuche angestellt. 
Vielfach waren die Mißgeschicke, denen die verschiedenen Ballons 
bei dem überaus stürmischen Wetter des Dezember 1870 ausgesetzt 
waren, und mehrfach sind die Hüllen vom Winde zerrissen. Be- 
sonders anstrengend waren die Märsche mit den gefüllten Ballons, 
und außerordentliche Ansprüche wurden stets an die Kräfte der 
Luftschiffer gestellt. 
Obgleich der Nutzen der Erkundungen aus der stark bewegten 
Gondel nur ein minimaler war, wurde in Anerkennung der Leistungen 
aller »Aerostiers« und im vollen Verständnis für den Nutzen, welchen 
der Ballon bei einigermaßen günstigem Wetter zu leisten vermag 
und in früheren Kriegen auch tatsächlich schon geleistet hatte, die 
Formierung einer Luftschiffertruppe beschlossen und Steenacker mit 
len weiteren Anordnungen betraut. 
Unter dem Oberbefehle eines Obersten und eines Majors, welche 
nie zuvor sich mit Luftschiffahrt beschäftigt hatten und auch in der 
Folge sich nie einem Ballon anvertraut haben, traten zwei Ab- 
teilungen zusammen, die eine kommandiert durch die Gebrüder 
Tissandier mit den Ballons »La Ville de Langres« und »Le 
Jean Bart«, die andere unter dem Kommando von Revilliod 
und Poirrier mit zwei je 2000 cbm großen Aerostaten. Für diese 
Detachements wurde in Bordeaux ein Luftschifferpark eingerichtet. 
Jede Abteilung hatte zur Bedeckung und Hilfeleistung 150 Mobil- 
yardisten bei sich. 
Die erste Abteilung fand für ihre Aufgaben großes Verständnis 
bei dem General Chanzy, der es sich nicht nehmen ließ, selbst 
Aufstiege zu machen, nachdem einer seiner Adjutanten sich geweigert 
hatte mit den Worten, er wolle lieber allein gegen eine feindliche 
Batterie anreiten als in die Luft fahren.
	        
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