Die Organisation der Militär-Luftschiffahrt von 1871 ab in Frankreich. 113
Das Feldgerät unterscheidet sich wesentlich von demjenigen der
Festungen, in welchen das Gas nicht in komprimiertem Zustande
mitgeführt, sondern in Gaserzeugern von Fall zu Fall erst erzeugt
wird. Die Fahrzeuge der Festungen sind aber doch so beweglich
gebaut, daß sie leicht bei Belagerungen in Tätigkeit treten können.
Um für den Kriegsfall die erforderlichen Ballonführer zu ge-
winnen, bildet man in Frankreich jährlich eine gewisse Anzahl von
Mitgliedern der Luftschiffervereine in be-
sonderen Kursen zu Chalais-Meudon prak-
tisch in der Führung von Freiballons und
theoretisch in den aeronautischen Hilfs-
wissenschaften aus. Nach Bestehen eines
Examens erhalten dieselben den Titel »bre-
vet& agronaute« und die Anweisung, sich
im Mobilmachungsfalle einer bestimmt be-
zeichneten Festung zur Verfügung zu stellen.
Die französische Armee verfügt deshalb im
Kriege über eine Menge von Leuten, welche
in den Festungen wesentliche Dienste bei
der Einrichtung von Ballonwerkstätten usw.
als Aufsichtsorgane leisten können. Die Zahl
der Führer ist durch diese doppelte Aus-
bildung beim Militär und den Vereinen sicher
sine hinreichende.
Die Feuerprobe bestand das Renardsche
Material im Jahre 1884, als auf Bitten des
General Courbet ein Detachement unter
Kapitän Cuvelier in der Stärke von
2 Offizieren, 13 Unteroffizieren, 23 Lult-
schiffern nach Tonkin rückte. Es war
hierzu ein besonders leichter Park herge-
stellt. Die Gasbereitung geschah in einer
ständigen Station auf trockenem Wege aus granuliertem Zink und
schwefelsaurem Kali. Der Gasnachschub erfolgte mit einer 260 cbm
großen Hülle, ein Normalballon wurde überhaupt nicht mitgeführt.
Auf dem. Gerätewagen wurde gleichzeitig die völlig ausreichende
Handwinde transportiert.
Nach den Berichten des Oberbefehlshabers hat das durch Ar-
tilleristen und Kulis verstärkte Detachement bei der Erkundung in
dem unwegsamen, sumpfigen Gelände ausgezeichnete Dienste ge-
Hildebrandt, Die Luftschiffahrt. 2%. Aufl.
Die Aufhängung des französi-
schen Beobachtungskorbes.