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Zwölftes Kapitel.
Luftballon durch Adler zu regieren«. Auch damit könnte man sich
abfinden; aber kaum glaublich erscheint es, daß noch heute solche
[deen allen Ernstes auftauchen können. Ein Deutscher hat 1899 in
zahlreichen Eingaben bis an die Allerhöchste Stelle seine Erfindung
in Wort und Bild verteidigt, die Lenkbarkeit eines Ballons durch
eine größere Anzahl vorgespannter Tauben zu erzielen. Die Zeich-
nungen waren bis ins Detail ausgeführt — selbst die zu verwendende
Trense war nicht vergessen — und die Bilder zeugten von großer
Geschicklichkeit des Mannes im Malen und Zeichnen.
In Anlehnung an ‘diese Ideen existiert sogar eine deutsche
Patentschrift.
Ebenso absurd ist der in den achtziger Jahren aufgetauchte
Vorschlag, einen Ballon so groß zu bauen, daß er bis zu einer Höhe
steigen könne, in welcher die Anziehungskraft der Erde keine Wir-
<ung mehr habe; alsdann könne eine Erdumseglung in längstens
24 Stunden ausgeführt werden.
Leute aus allen Ständen und Berufen erachten sich für befähigt,
eine für die Luftschiffahrt hervorragende Erfindung vorzuschlagen.
Im folgenden soll die Geschichte der lenkbaren Ballons und
Flugmaschinen chronologisch verfolgt werden, wobei teilweise auch
Bauten und Projekte berücksichtigt werden, die nur sehr geringe
orauchbare Idee aufzuweisen haben.
Man wird erkennen, daß fast immer dann, wenn sich ernste,
wissenschaftlich und technisch gebildete Männer in den Dienst der
Aeronautik gestellt haben, wenigstens etwas dabei herausgekommen
ist und man wird ferner aber auch feststellen können, daß die
Fortschritte, die in den ersten 120 Jahren nach Erfindung der Brüder
Montgolfier gemacht waren, außerordentlich geringe gewesen sind.
Der nächstliegende Gedanke war, die Ballons nach dem Bei-
spiele der Schiffe im Wasser mit Hilfe von Segeln, Rudern und
Steuer zu lenken.
Es stellt der wissenschaftlichen Bildung der Gebrüder Mont-
golfier das beste Zeugnis aus, daß Joseph.in einem Briefe an
seinen Bruder diese Idee als eine »Chimäre« bezeichnete und ihm
zu beweisen suchte, daß es aussichtslos wäre, selbst eine größere
Anzahl von Menschen an einem Ruderapparat arbeiten zu lassen,
da auch bei windstillem Wetter kaum eine größere Geschwindigkeit
als 7 bis 8 km pro Stunde erzielt werden könne.
Man muß sich eben klar machen, daß die kleine Fläche der
Ruder die Vorwärtsbewegung erzielen soll durch den Druck auf