Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zwölftes Kapitel. 
Ruder, überwunden werden. Der Geschwindigkeit der Menschen- 
kraft ist aber bald ein Ziel gesetzt, und da der Luftwiderstand 
außerdem im Quadrat mit der Geschwindigkeit wächst, so kann 
schon bei gering zu nennenden Windströmungen der Widerstand 
nur durch sehr große Umdrehungsgeschwindigkeiten von Schrauben 
übertroffen werden. 
Die Wirkung der Steuerorgane ist dagegen, wenn Eigengeschwin- 
ligkeit vorhanden ist, ähnlich wie im Wasser. 
Eine völlige Unkenntnis mit der Theorie der Ballons verraten 
die Vorschläge, durch vertikale Segel eine Eigenbewegung erzielen 
zu wollen. Wenn eine mit Gas gefüllte Hülle in der Luft im 
Gleichgewicht schwebt, so wird sie auch mit allen ihren Teilen mit 
der Strömung in derselben Schnelligkeit davongetragen. Das Segel 
hängt demnach ebenso schlaff herunter wie bei Windstille. 
Etwas anderes ist es dagegen, wenn man dem Luftschiff auf 
irgendeine Art eine andere — kleinere oder größere — Bewegung 
geben könnte, als die Luft sie gerade hat. In diesem Falle findet 
ein Druck auf die Segelfläche statt. 
In einfachster Weise hat der Polfahrer Andre&e diesen Umstand 
zu verwerten gesucht. Er wollte mit Hilfe der Reibung mehrerer 
am Boden schleppender Taue sein Fahrzeug etwas anhalten und 
Jann den Wind auf das der gewünschten Abweichung entsprechend 
yestellte Segel einwirken lassen. Wie Versuche des Verfassers und 
anderer ergeben haben, kann man durch geschicktes Manövrieren 
mit einem in seiner Lage an der Gondel oder am Ringe verschieb- 
baren Schlepptau und einem ebenfalls verstellbaren Segel eine ge- 
wisse Abweichung von der Windrichtung erzielen. 
Ferner ist es möglich, mit Hilfe von Flächen, welche in einem 
Winkel zur Horizontalebene geneigt werden, beim Steigen und Fallen 
3aine kleine Eigenbewegung des Ballons zu erreichen. 
Schon Stephan Montgolfier hat dies gewußt und in einer Kon- 
struktion zum Ausdruck gebracht. Nach ihm haben verschiedene 
Gelehrte diesen Gedanken weiter verfolgt und eingehende Versuche 
darüber angestellt, ohne aber zu praktischen Ergebnissen zu ge- 
langen. 
1883 hat der durch seine aerodynamischen Arbeiten weiteren 
Kreisen bekannte Professor Wellner von der Technischen Hoch- 
schule in Brünn das Projekt eines Segelballons veröffentlicht. Da 
schiefe Flächen beim Fallen schräg herabsinken, beim Steigen schräg 
amporsteigen, Wollte er durch abwechselndes Heben und Senken der
	        
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