Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zwölftes Kapitel. 
Höhe ausdehnt. Eine Anwendung solcher Ballonets haben wir bei 
der Fahrt Roberts mit dem Herzog von Chartres gesehen. 
Bei der letzten Form umgibt man eine innere Gashülle mit 
aäiner zweiten größeren Lufthülle, der Zwischenraum wird mit Luft 
zefüllt. Das Projekt Meusniers sah diese Konstruktion vor. 
Bei allen Ballonets müssen die Ventilatoren beim Abstieg in 
Tätigkeit treten, weil dann das Gas stark zusammengedrückt wird. 
Die Erhaltung der Ballonform ist nicht der einzige Zweck, den 
ain Ballonet erfüllen kann. Meusnier beabsichtigte, durch Kom- 
oression der Luft in seinem Innern das Luftschiff in seiner Gleich- 
gewichtslage zu halten. Bei vielen Lenkballonkonstruktionen wird 
durch Einpumpen von Luft in die Ballonets die Höhensteuerung be- 
wirkt. Beschwert man beispielsweise einen vorn in der Hülle befind- 
.ichen Luftsack mit mehr Luft als einen hinten eingebauten, so wird 
durch das größere Gewicht die Spitze des Ballons gesenkt und das 
Fahrzeug wird dynamisch nach unten gedrückt. Umgekehrt wird, 
wenn das Hinterteil auf dieselbe Weise gesenkt wird, das Luftschiff 
durch Drachenwirkung nach oben gedrückt. 
Wichtig ist ferner die Benutzung des Ballonets für die 
Wahl der Fahrthöhe. Durch Zusammendrücken der Luft kann 
man das Gewicht erhöhen und den Aerostaten zum Sinken bringen. 
Die Gasersparnis, welche man auf diese Weise erzielt, ist für einen 
lenkbaren Ballon sehr wesentlich. Man kann ferner einem Steigen 
des Ballons durch schnelles Einfüllen von Luft begegnen. Lebaudy 
hat aus seinem Fahrzeug Säcke im Gewichte von Granaten heraus- 
geworfen und vermochte in der Sekunde 1 cbm Luft in seine Ballo- 
nets zu füllen, so daß der Gewichtsverlust in wenigen Sekunden 
wieder ausgeglichen war. 
Meusnier hatte zur Füllung des Luftraums zwei durch Menschen 
zu treibende Blasebälge in der Gondel angebracht. 
Zum Schutze der eigentlichen Hüllen hatte er über dieselben 
noch eine dritte, etwas kleinere Stofflage geplant, die er mit einem 
Gurtennetz überspannen wollte; durch Aufhängeleinen wurden Netz 
and Gondel miteinander verbunden. 
Eigenartig ist auch seine Ankervorrichtung, die in einer Anker- 
harpune bestand, die sich durch schnellen Fall tief in die Erde ein- 
djohren sollte. 
Meusniers Projekt, das wegen seiner hohen Kosten nicht aus- 
geführt werden konnte, ist das hervorragendste, das bis jetzt von 
einem Einzelnen selbständig ausgedacht worden ist.
	        
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