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Dreizehntes Kapitel.
Gondel, der Motor war derselbe geblieben, aber der Schornstein
nach seitwärts rechtwinklig umgebogen. Durch tiefere Lage der
Gondel gedachte er Gasexplosionen zu vermeiden. Bei dem Ver-
suche, den er zusammen mit dem bekannten Ballonfabrikanten Yon
machte, soll es gelungen sein, das Fahrzeug trotz seiner Größe doch
wegen seiner schlankeren Gestalt etwas gegen einen schwachen
Wind vorzubringen.
Da beim Aufstieg nach den schon entwickelten Gesetzen das
überschüssige Gas entwichen war, wurde beim Abstieg das Volumen
verringert, das noch vorhandene Gas strömte in eine Spitze des
Ballons und stellte denselben mit seiner horizontalen Achse vertikal.
Durch die schwere Gondel wurde dann das Netz von seiner Stange
gerissen, der Ballon platzte, und die Maschine wurde im Fall zer-
tirümmert. Die beiden Insassen kamen glücklicherweise mit leichteren
Verletzungen davon.
Der Mangel eines Ballonets war schuld an diesem Unglück.
Trotz dieses Mißgeschicks plante Giffard einen dritten Aero-
staten, dem er die ungeheuere Länge von 600 m bei 30 m größtem
Durchmesser geben wollte. Der Motor dieses 220000 cbm großen
Ballons sollte 30000 kg wiegen und eine KEigengeschwindigkeit von
20 m pro Sekunde hervorrufen.
Infolge der großen zum Bau erforderlichen Kosten kam diese
Konstruktion nicht zustande, und Giffard wandte sich dem Bau
kleiner Dampfmaschinen wieder zu. Seine schon erwähnte Erfindung
des Injektors brachte ihm ein großes Vermögen, das ihm ermög-
iichte, seine Luftschiffversuche wieder aufzunehmen.
Er baute 1867 die erste Dampfwinde für Fesselballons und ließ
ein Jahr darauf auf der Londoner Ausstellung einen Ballon von
12000 cbm steigen, dessen Anfertigung ihn 700000 Frank gekostet
hatte. 1878 finden wir in Paris einen solchen von 25000 cebm, und
danach plante er den Bau eines 50000 cbm großen, lenkbaren
Aerostaten, welchen er mit zwei Kesseln auszurüsten gedachte. Die
Kosten sollten sich auf 1 Mill. Frank belaufen.
Es kam aber nicht zur Durchführung der vollkommen aus-
gearbeiteten Pläne, Giffard erblindete und nahm sich 1882 auch in
geistiger Umnachtung das Leben.
Nach dem mißglückten zweiten Versuche Giffards wurden erst
während der Belagerung von Paris durch die Regierung weitere
Arbeiten angeregt. Der Marine-Ingenieur Dupuy de Löme erhielt