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Dreizehntes Kapitel.
Es lohnt sich nicht, näher auf die Konstruktion einzugehen,
weil der Versuch keinerlei Fortschritte ergab.
Inzwischen hatte auch in Deutschland ein sehr genialer Mann
sich mit der Konstruktion eines Ballons beschäftigt. Der erst im
Jahre 1905 verstorbene Ingenieur Paul Haenlein baute ein Luft-
schiff, dem er die Rotationsgestalt der im Wasser befindlichen Kiel-
linie eines Schiffes gab. Eingehende hydrostatische Versuche hatten
ihn zu dieser seltsamen Form geführt, die in der Mitte einem Zylinder
entspricht, der an seinen Enden in mehr oder minder spitze Kegel
ausläuft.
Bei einer Länge von 50 m und 9,2 m größtem Durchmesser
betrug der Inhalt 2408 cbm. ;
Die Gondel war sehr nahe an die Hülle herangebracht, damit
eine möglichst gute Versteifung dieser Teile gewährleistet wurde.
Zum ersten Male in der Luftschiffahrt kam eine Gasmaschine
‚System Lenoir) zur Anwendung. Vier horizontalliegende Zylinder
lieferten ca. 6 PS bei einem Gasverbrauch von 7 cbm pro Stunde.
Das Speisegas sollte dem Ballon selbst entnommen und das Manko
durch Aufblasen des Ballonets mit Luft ersetzt werden.
Die Aufhängung der durch Längsträger gebildeten Gondel er-
folgte an deren Ränder durch tangential auftreffende Leinen.
Die Dichtigkeit der seidenen Hülle war durch eine dickere
Kautschukschicht im Innern und eine dünnere äußere genügend
erreicht.
Infolge zu schweren Leuchtgases konnten die Versuche nur an
Haltetauen vorgenommen werden, deren Enden an der Erde lose
von Soldaten gehalten wurden. Die erreichte Geschwindigkeit wurde
auf 5 m pro Sekunde festgestellt und somit ein Fortschritt von 2 m
gegen die französischen Versuche geschaffen.
Infolge Geldmangels konnten keine weiteren Versuche angestellt
werden, und das wirklich anerkennenswerte Projekt ist mit den von
Aaenlein geplanten mannigfachen Veränderungen nicht wieder zur
Ausführung gekommen.