L66
Fünfzehntes Kapitel.
Im Juli 1900 wurde mit den Versuchen begonnen. Man kann
nicht gerade sagen, daß Graf Zeppelin bei denselben von besonderem
Glücke begünstigt wurde, oder daß man an seinen Erfolg glaubte.
Den Gedanken des Grafen Zeppelin brachte man auch in
Fachkreisen kein Vertrauen entgegen, insbesondere warf man
lem starren Luftschiff seine riesige Größe vor und sprach die
Ansicht aus, daß es keine glatten Landungen auf festem Boden durch-
führen könne. Das Gegenteil ist in der Folge durch die Praxis
bewiesen worden. Ebenso wie die Führung ist auch die Landung
eines Lenkballons schwierig und von der eines gewöhnlichen Frei-
ballons durchaus verschieden. Auch bei Führung und Landung
der verschiedenen Bauarten, der Starr- und Ballonetluftschiffe, muß
man verschieden verfahren, wenn auch die Hauptgrundsätze dieselben
sind. Durchweg muß der Führer vor der Landung das Luftschiff
genau im Strich des Windes gegen den Wind steuern und recht-
zeitig eine gewisse, bei jedem Ballon durch die Erfahrung festzu-
stellende Entfernung langsamer fahren und in genügender Entfer-
nung von dem Erdboden eine möglichst horizontale Lage des Schiffes
erreichen. Alsdann werden die Fangleinen abgeworfen, und je nach
der herrschenden Windstärke wird die Tätigkeit der die Leinen auf-
nehmenden Leute durch Motorkraft unterstützt. Dies Verfahren
klingt recht einfach, verlangt aber doch einige Übung und ruhig
Blut; Hasterei und Nervosität tragen leicht zum Mißlingen der
Landung bei,
Unter Berücksichtigung dieser Hauptgrundsätze wird bei den
ainzelnen Bauarten verschieden verfahren. Bei den »Zeppelin«-
Luftschiffen, in der Folge »Z«-Schiffe genannt, führt man die Lan-
lungen auf dem Wasser oder, wie in neuester Zeit meistens, auf
dem festen Boden aus. Wenn man auf einer Seefläche niedergehen
will, hat man es leichter, da das Aufsetzen der Gondeln auf dem
Wasser nichts schadet; man kann deshalb unbedenklich bis auf
2—3 m über die Wasseroberfläche herabgehen. Beim Herabgehen
auf festen Boden muß der Führer vor Abwerfen der Fangleinen
eine Höhe von 50—60 m absolut halten, da andernfalls leicht infolge
von Böen das Luftschiff plötzlich auf die Erde gedrückt werden
Kann, wobei Verletzungen sehr wahrscheinlich sind. Demnach ver-
jährt man bei den »Z«-Schiffen wie folgt: in langer Linie fährt man
zegen die Landungsstelle an, wobei nach und nach mittels der
Höhensteuer die tiefste Flugbahn erreicht wird. Das Luftschiff
wird alsdann rechtzeitig in die horizontale Lage gebracht und je