Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

168 
Fünfzehntes Kapitel, 
arbeiten konnten. Dies hatte natürlich sofort zur Folge, daß das 
Luftschiff seine volle berechnete Fahrgeschwindigkeit nicht erreichen 
konnte. Das Maximum betrug an diesem Tage nur 4 m pro Sekunde. 
Auch die Steuerfähigkeit, die anfangs vorhanden war, wurde bald 
aufgehoben, weil die Steuerleinen sich verschlangen; alles Übelstände, 
deren Abstellung nicht die geringsten Schwierigkeiten hatte. Die 
Landung auf dem See vollzog sich vorschriftsmäßig; durch An- 
treiben an einen Pfahl wurde allerdings eine kleine Havarie herbei- 
geführt. Ende September war der Schaden wieder behoben. Da 
Baron v. Bassus gerade eine Verletzung erlitten hatte, wurde Ver- 
fasser vom Grafen Zeppelin gebeten, bei den folgenden Versuchen 
lie aerostatische Führung zu übernehmen. Die Militärbehörde — 
Verfasser war inzwischen von der Artillerie zur Luftschifferabteilung 
nach Berlin versetzt — bewilligte aber leider nicht den erforder- 
lichen Urlaub, und aus diesem Grunde wurde die Führung Haupt- 
mann v. Krogh übertragen. Am 21. Oktober gelang es, mit dem 
Luftschiff nach vorher angesagtem Plane zu manövrieren und eine 
Geschwindigkeit von 9 m pro Sekunde zu erreichen. Mit Berechti- 
zung sagt Zeppelin, daß die Maschine noch nicht alles hergegeben 
hätte, weil das Fahrzeug fortgesetzt gewendet wurde und daher nicht 
in gerader Richtung seine volle Geschwindigkeit entfalten konnte. 
Die Messungen waren von dem Direktor des meteorologischen In- 
stituts von Elsaß-Lothringen, Prof. Dr. Hergesell, vorgenommen. 
Derselbe hatte am Lande mehrere trigonometrische Stationen ein- 
gerichtet, von denen aus fortgesetzt der Standpunkt des Ballons 
festgelegt wurde. Die erforderliche Feststellung der Windgeschwin- 
digkeit erfolgte durch Registrierung eines hochgelassenen Fessel- 
Drachenballons. Damit war erwiesen, daß mit 9 m/Sek. Geschwin- 
digkeit die Leistungen aller bisherigen Motorluftschiffe übertroffen 
waren, so Renard und Krebs um fast 3 m. 
Fünf Jahre vergingen, bis der unermüdliche, allen Mißgeschicken 
trotzende Graf wieder die erforderlichen Mittel beschafft hatte, die 
für den Bau eines zweiten Luftschiffes erforderlich waren. Unter 
Zugrundelegung der 1900 gewonnenen Erfahrungen wurde 1905 das 
neue Motorschiff in fast allen seinen Teilen verbessert. Der wesent- 
lichste Fortschritt bestand in der Verstärkung der Motorkraft bei 
{ast gleichem Gewicht. Jede der beiden in den zwei Gondeln ein- 
gebauten Maschinen besaß 85 PS bei 400 kg Gewicht. Die Länge 
des Schiffes war um 2 m vermindert, der Durchmesser etwas ver- 
zrößert: bei 126 m Länge betrug der letztere etwa 11.7 m.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.