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Fünfzehntes Kapitel.
zeug nur gewachsen war, wenn es mit seiner Längsachse genau in
die Windrichtung gebracht wurde. Dies gelang aber aus Mangel
an Erfahrung immer nur kurze Zeit, weil die Steuer so kräftig
wirkten, daß stets wieder ein Überdrehen hervorgerufen wurde.
Inzwischen war der Ballon über Land gekommen und trieb mit
lem Winde fort, nachdem die Maschinen aus verschiedenen Gründen
zestoppt waren.
Die Landung vollzog sich ohne wesentliche Beschädigung des
Schiffes, obgleich der Anker in dem gefrorenen Boden nicht faßte;
durch Streifen eines Baumes wurde ein Schaden am Stoffbezuge
hervorgerufen.
In der Nacht nach der Landung beschädigte ein plötzlich aus-
brechender Gewittersturm das Luftschiff sehr stark. Graf Zeppelin
hatte bei der Fahrt die Ansicht gewonnen, das Schiff habe in be:
zug auf die an ihm errechnete Schnelligkeit nicht genügend geleistet
und ordnete aus diesem Grunde den Abbruch des Fahrzeuges an.
Sobald Zeppelin aber seinen Irrtum erkannt hatte, ging er so-
iort wieder mit Energie an die Vorbereitungen zu einem Neubau.
Durch selbstlose Aufopferung seines Vermögens und durch die Muni-
jzenz weitblickender Leute gelang es ihm, ein drittes Luftschiff bis
zum Herbst 1906 fertigzustellen. Bei einem Fassungsvermögen von
ca. 11000 cbm, 128 m Länge, 11,7 m Durchmesser war die Konstruk-
tion einer nur kleinen, aber wesentlichen Änderung unterworfen
worden: am hinteren Ende waren zwei Paare wagerechter Dämp-
jungs -Stabilisierungsflächen angebracht. Am 9. und 10. Oktober
nachte dieses Schiff allseitig bewunderte mehrstündige Fahrten über
len Bodensee, in denen sich Stabilität und Steuerfähigkeit als gut
arwiesen. Die Fahrten hatten den Erfolg, daß eine Lotterie zur Be-
schaffung der erforderlichen Mittel für das weitere Unternehmen er-
laubt wurde, und daß die Reichsregierung den Bau einer schwim-
menden Ballonhalle versprach, die im Jahre 1907 fertiggestellt wurde.
Mittlerweile wurde an der weiteren Ausbesserung der Steuerapparate
gearbeitet. Da sie unter dem Schiff leicht Beschädigungen ausge-
setzt waren, wurden sowohl Seiten- wie Höhensteuer höher gelegt,
und zwar die Seitensteuer zwischen die Stabilisierungsflächen, die
Höhensteuer so, daß sie mit der Unterseite des Ballons abschnitten.
ATierdurch wurde besonders die Wirkung der Höhensteuer kräftiger,
während die Frage der Seitensteuerlage erst bei weiteren Bauten zur
vollen Zufriedenheit gelöst wurde.