Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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* Fünfzehntes Kapitel. 
Der König von Württemberg und seine Gemahlin waren die 
ersten fürstlichen Gäste, die sich schon zwei Tage nach der Schweizer 
Fahrt der sicheren Führung des Grafen anvertrauten. 
Nunmehr sollten die Abnahmebedingungen des Kriegsministeriums 
erfüllt werden. Durch Anbringung senkrechter Flossen am Hinter- 
ende des Luftschiffes hatten die Stabilisierungsorgane eine weitere 
Verbesserung erfahren. Die große Dauerfahrt mit Mainz als Ziel 
wurde am 4. August um 7 Uhr morgens angetreten. Das Luftschiff 
flog das Rheintal entlang über Basel, Straßburg, Mannheim, Worms 
unter begeisterter Teilnahme der Bevölkerung. Dann mußte aber 
eine Zwischenlandung zur Ausbesserung eines Motorschadens auf 
dem Rhein erfolgen, wo die Verankerung zwischen einigen Bunen 
unweit Nierstein vor sich ging. Als gegen Abend die Ausbesserung 
beendigt war, wurde Mainz erreicht und die Rückfahrt über Mann- 
heim — Heidelberg angetreten. Schon in der Nacht hatte man mit 
kräftigem Südwind zu kämpfen gehabt. Als daher südlich Stuttgart 
am Morgen des 5. August wieder ein Motordefekt eintrat, und durch 
die in der Nacht erreichten Höhen — bis 1800 m — eine Nach- 
füllung des Gases erforderlich wurde, landete das Luftschiff bei 
Echterdingen. Hiermit wurde unfreiwillig die Bedingung der Lan- 
dung auf festem Boden einwandfrei erfüllt. Aber nicht lange sollte 
sich der Graf seines bisherigen Erfolges erfreuen. Ein Gewitter- 
sturm entriß das Luftschiff seiner Verankerung und brachte es durch 
elektrische Entladungserscheinungen zur Explosion. Zum zweiten 
Male stand der schwergeprüfte Graf vor den Trümmern eines her- 
vorragenden Werkes. Aber die Fortführung seines Unternehmens 
wurde jetzt Ehrensache der Nation. Aus Gaben von hoch und 
niedrig kamen fast 6 Millionen als Nationalspende zusammen. Mit 
diesem Kapital wurde die Luftschiffbau- Zeppelin - Gesellschaft ge- 
zründet. 
In rastloser Arbeit ging Graf Zeppelin sofort an die Umände- 
rung des noch vorhandenen dritten Luftschiffes,. Es wurde durch 
Verlängerung auf 13000 cbm Inhalt und 136 m Länge gebracht. Die 
Steuerorgane waren die gleichen wie die des verunglückten Luft- 
schiffes. 
Am 27. Oktober 1908 unternahm Prinz Heinrich eine Fahrt über 
den Bodensee, am 7. November folgte der deutsche Kronprinz seinem 
Beispiel und konnte während seiner sechsstündigen Fahrt den nach 
Donaueschingen fahrenden Extrazug seines kaiserlichen Vaters be- 
grüßen. Schon am 10. November wohnte der deutsche Kaiser einem
	        
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