Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

174 
Fünfzehntes Kapitel. 
Anfang Juli wurde das Luftschiff nach Metz überführt. Auch 
hierbei hatte es eine unfreiwillige Landung — diesesmal bei strömen- 
lem Regen — und Verankerung auf mehrere Tage durchzumachen. 
Aber dank der bei Loichingen gesammelten Erfahrungen blieben 
lahrthemmende Beschädigungen aus. Mittlerweile wurde ein neues 
Luftschiff — »Z II« — fertiggestellt. 
Bei 136 m Länge und 13 m Durchmesser besitzt es einen Inhalt 
von 15000 cbm. Seine Leistungen sind erheblich größer als die 
der früheren Konstruktionen. Am 29. Mai unternahm es eine große 
Fernfahrt, die sich bis Bitterfeld erstreckte. Auf der Rückkehr 
wurde eine Zwischenlandung bei Göppingen vorgenommen. Durch 
Zufall wurde das Vorderteil bei der Landung stark durch einen 
Baum beschädigt, nachdem es in ununterbrochener Fahrt von 38 Stun- 
den Dauer 1100 km zurückgelegt hatte. Aber auch dieses Mißgeschick 
wurde zu einem Beweis der Leistungsfähigkeit Zeppelinscher Luft- 
schiffe, da es gelang, mit einer provisorischen Spitze den Heimats- 
hafen zu erreichen. 
Vom Deutschen Kaiser eingeladen und von der Bevölkerung 
der Reichshauptstadt mit Sehnsucht erwartet, unternahm »Z II« 
Ende August eine Fahrt nach Berlin. Bei einer Zwischenlandung 
an Bitterfeld bestieg der Graf Zeppelin die Gondel und führte trotz 
Fehlens eines auf der Fahrt verloren gegangenen Propellers sein 
uftschiff nach Berlin. 
Wenn auch auf der Rückfahrt weitere Defekte, die wohl auf 
die versuchsweise neu angeordnete Stahlübertragung vom Motor zum 
Propeller zurückzuführen sind, nicht ausblieben und eine Ballon- 
xammer durch einen abfliegenden Propeller zerstört wurde, konnte 
doch der Eindruck dieser erneuten großen Fahrt nicht abgeschwächt 
werden. Weitere wesentliche Erfolge erzielte der »Z II« durch 
seine Fahrt nach Frankfurt zur internationalen Luftschiffahrtaus- 
stellung und durch die von dort aus unternommenen Ausflüge nach 
Mannheim und in das rheinisch-westfälische Industriegebiet. 
Werfen wir einen Rückblick auf die geschilderten Luftschiffe 
und ihre Fahrten, so ist hervorzuheben, daß sich die Motorkräfte 
von 16 PS auf 110 PS pro Motor gesteigert haben. Dank dieser 
Steigerung ist eine wachsende Eigengeschwindigkeit der Luftschiffe 
zutage getreten. Wenn man berücksichtigt, daß die Mitteilungen 
der Tagespresse betreffs der Eigengeschwindigkeit meist übertrieben 
waren, so ist wohl anzunehmen, daß »Z II« jetzt die Maximal- 
zeschwindigkeit von 15 m pro Sekunde sicher erreicht. Die prinzi-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.