Erstes Kapitel.
die Luft in größerer Höhe, bei abnehmender Luftsäule, sich in einem
Jünneren Zustande befinde und demnach auch leichter sein müsse,
eine Annahme, die auch der Tatsache entspricht. Es war ihm ferner
klar, daß alle Körper, welche spezifisch leichter als die Luft sind,
in derselben emporsteigen müssen,
genau so, wie z. B. ein Stück Holz
vom Grunde des Wassers auf die
Yberfläche gelangt. Dementsprechend
wollte er vier große Kugeln aus Metall
anfertigen, dieselben durch Holz mit-
einander verbinden und mit Stricken
unten an einer Holzgondel befestigen,
welche mit Rudern und Segeln ver-
sehen werden sollte. Die luftleer
verachten Kugeln mußten bei ge-
nügender Größe leichter sein als die
sie umgebende Luft und aus diesem
Grunde in ihr emporsteigen. Ein vor-
zeitiges Emporsteigen dieser Flug-
maschine sollte durch Beschweren der
Gondel mit einer Anzahl Gewichte
vermieden werden. Die Steighöhe
zelbst wollte er durch Einlassen von
Luft in die Kugeln bzw. durch Aus-
werfen überflüssiger Gewichte regeln. Seine hier entwickelten
Theorien über das Aufsteigen aerostatischer Körper waren durchaus
richtig. Lana widerlegte in seinen Schriften viele Einwände, welche
man etwa gegen seine Projekte haben könnte, kommt aber schließ-
lich zum Schluß zu der Erklärung, daß er selbst an eine Ausfüh-
rung seines Projekts nicht glauben wolle, weil sie so viele Um-
wälzungen im menschlichen Leben zur Folge haben würde, daß
Gott das Unternehmen verhindern müsse. Bemerkenswert ist es,
Jaß der Bau dieser sogenannten »Vakuum-Luftschiffe« in neuester
Zeit in Fachzeitschriften wieder lebhaft erörtert wird.
Sehr beachtenswert sind die Ausführungen, welche Borelli
1680 über seine Konstruktion eines künstlichen Vogels ‘in seinem
Werke: De motu animalium gemacht hat. Er suchte in seinem
Buche den Nachweis zu führen, daß es für den Menschen unmöglich
wäre, aus eigener Kraft zu fliegen. Derselbe sei im Vergleich zu den
Vögeln viel zu schwer, außerdem fehle die Brustmuskelkraft der