Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Fünfzehntes Kapitel. 
kehren. Die Fahrt mißglückte infolge Versagens des Motors, und 
es erfolgte ein Absturz auf einen Kastanienbaum im Garten des 
Herrn v. Rothschild. 
Am 8. August wurde der Versuch noch einmal wiederholt und 
andete mit dem vierten Absturz von Santos Dumont. Dieses Mal 
wäre beinahe eine Katastrophe erfolgt, da der Ballon geplatzt war 
und das Gestell über die Dächer eines Hauses des Trocaderoviertels 
in den Lichthof stürzte. Die Feuerwehr befreite den Luftschiffer 
aus seiner gefährlichen Lage durch Herablassen von Tauen von 
den Dächern aus. Die Hülle ides Ballons bestand nur noch aus 
Fetzen. 
Es ist bezeichnend für die Tatkraft des Mannes, daß er noch 
an demselben Abend, an dem das Unglück passiert war, den Plan 
für seinen sechsten Ballon ausarbeitete. Unermüdlich betrieb er 
lie Fertigstellung desselben, und nach 22 Tagen schon konnte ein 
neuer Aufstieg erfolgen. 
Bei diesem Typ war ganz besondere Sorgfalt den Ventilen, 
deren Undichtigkeit den letzten Absturz verschuldet hatte, und den 
Teilen gewidmet, von deren Funktionieren die Starrheit der Form 
abhängig war. Dem Ballonet wurde deshalb ständige Luft durch 
einen Ventilator zugeführt, deren überschüssige Menge durch ein 
automatisches, auf bestimmten Druck eingestelltes Ventil entweichen 
konnte. 
Nach einigen mißglückten Versuchen gelang es Santos Dumont, 
mit der Nr. VI den Eiffelturm zu umkreisen und dafür den Deutsch- 
preis zu erlangen. Die erreichte Geschwindigkeit betrug 6,5—7 m 
pro Sekunde, also nicht viel mehr als die von Renard und Krebs 
schon 1885 erzielte. 
Die Regierung seines Heimatlandes ehrte den kühnen Brasilianer 
durch die Übersendung einer großen goldenen Medaille und einer 
Summe von 125000 Frank, die er zum weiteren Ausbau seiner Motor- 
luftschiffe verwendet hat, nachdem er den größten Teil des Deutsch- 
oreises dem Polizeipräfekten zur Verteilung für die Armen über- 
wiesen hatte. 
Für den Winter setzte Santos Dumont seine Versuche in Mo- 
naco fort, woselbst ihm der Fürst Albert an der Küste eine große 
Ballonhalle erbaut hatte. 
Nach einigen wohlgelungenen Fahrten über dem Mittelländischen 
Meere bei schönem Wetter kippte am 14. Februar 1902 der Ballon 
hoch, weil es wieder einmal nicht gelungen war, mit dem Ballonet
	        
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