Die Lenkballons von 1898—1909.
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jen Fehlbetrag an Gas auszufüllen. Das Fahrzeug stürzte ins Meer,
and der Lufischiffer wurde durch ein Boot an Land gebracht. Sein
Aerostat wurde erst am andern Tage aufgefischt und mußte nach
Paris zur Reparatur gesandt werden.
Für die Folge war ein weiterer Typ im Innern in Kammern
eingeteilt, durch die zwar infolge der Diffusion das Gas ungehindert
hindurchgehen kann, während aber ein plötzliches Abströmen zur
Spitze oder zum Ende ausgeschlossen ist.
Noch besonders zu erwähnen ist Nr. XIII, die eine Art Roziere
vorstellte. Unten an der eiförmigen Hülle saß ein birnenförmiger
Ansatz, der einen weiten bis zur Gondel reichenden Schlauch hatte.
Durch eine zweiflammige eigenartige Petroleumheizvorrichtung sollte
Steigen und Fallen des Aerostaten hervorgerufen werden. Erfolge
hat er aber mit dieser Bauart nicht erzielt.
Nach den an anderer Stelle angegebenen Gesetzen über Diffu-
sion muß auch in diesen Sack allmählich das Füllgas geraten, dem-
nach explosibles Gemisch entstehen.
Über die Versuche mit den letzten Ballons ist nicht viel zu
sagen, es ist immer dasselbe: die Geschwindigkeit der Fahrzeuge
bleibt zu gering, und deshalb werden die an ein kriegsbrauchbares
Fahrzeug zu stellenden Anforderungen nicht erfüllt.
Die größte Popularität hat der Brasilianer sich durch seine
Nr. IX erworben. Er ist mit derselben auf der Rennbahn in Long-
champs erschienen, hat gewettet, sich die Rennen angesehen und ist
wieder aufgestiegen. Bei einer anderen Fahrt ist er auf dem Trottoir
vor seiner Wohnung gelandet, hat !„ Stunde gefrühstückt und ist
dann weitergefahren. Bei einer Truppenrevue durch den Präsidenten
der Republik, Loubet, erschien Santos Dumont, hielt gegenüber den
Tribünen und salutierte durch einige Detonationen seines Motors.
Noch eine Menge ähnlicher Fahrten hat er ausgeführt und
Jadurch das Interesse für die Luftschiffahrt in so weite Kreise ge-
:;ragen wie nie jemand vor ihm.
Interessant sind noch die einzelnen Bemerkungen, die er über
die Motoren macht.
Die ersten Versuche hat Santos mit den gewöhnlichen Dreirad-
motoren angestellt und die zwei Zylinder zweier Motoren überein-
ander in der Weise montiert, daß sie nur eine Pleuelstange in Be-
wegung setzten und dabei aus einem Karburator gespeist wurden.
Dieses »Motortandem«, wie er es nannte, erprobte er in einem
Straßenrennen, wo es sich bewährte.