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Fünfzehntes Kapitel.
rief. Aus 400m Höhe stürzte das brennende Fahrzeug herab,
Severo und sein Begleiter waren zerschmettert und verbrannt.
Es ist äußerst merkwürdig, daß Severo die von ihm zur Siche-
cung gegen Gasentzündungen vorgesehenen Umhüllungen mit Draht-
gazen plötzlich vor der Auffahrt als unnötig entfernt hat.
Die brasilianische Regierung, die ihr Interesse an den Lands-
leuten im Auslande schon einmal bei Santos Dumont bekundet hatte,
aat die von Severo hinterlassene Witwe mit ihrer Familie versorgt
ınd den Angehörigen Saches 25000 Frank auszahlen lassen.
Das Jahr 1902 war für die Luftschiffahrt überhaupt ein Un-
zlücksjahr; es hat viele Opfer gefordert. Am 1. Februar fand der
oerühmte Miterfinder des Drachenballons, Hauptmann Bartsch von
Sigsfeld von der preußischen Luftschifferabteilung, bei einer Landung
5ei Antwerpen seinen Tod; es folgte ein französischer Marineoffizier,
der bei Luftschifferübungen in Lagoubran mit dem Ballon ins Wasser
stürzte und ertrank, dann Severo und endlich der deutsche Baron
v. Bradsky, der in Paris eine Auffahrt mit einem lenkbaren Luft-
schiff unternahm und mit seinem Begleiter durch Absturz den
Tod fand.
Baron v. Bradsky-Laboun hatte einen Aerostaten gebaut, bei
dem die Gashülle nur so groß war, daß sie gerade das Gewicht des
Fahrzeuges heben konnte; die Auf- und Abwärtsbewegung desselben
sollte durch eine vertikal wirkende Schraube, die Vorwärtsbewegung
durch eine horizontal wirkende erfolgen, die Lenkung in der üb-
lichen Weise durch ein senkrechtes Steuer.
Ein Ballonet besaß der 34 m lange, 850 cbm fassende Ballon
nicht. Ein einseitiges Abströmen des Gases wurde durch zwei Quer-
wände verhindert, welche das Innere in drei Teile zerlegten.
An einem zur Längsachse parallelen Rahmen waren Tragflächen
zu 34m Fläche angebracht, welche niedergeklappt werden konnten.
Die Gondel war durch 50 Klaviersaitendrähte mit diesem Rahmen
verbunden, dagegen waren nur wenige Verspannnungen in schräger
Richtung vorhanden !).
Am 18. Oktober erhob sich Bradsky mit seinem Ballon zu einer
Probefahrt in die Luft. Als Begleiter befand sich in der Gondel
aäin junger Ingenieur namens Morin, der bislang drei Fahrten als
Passagier eines Freiballons unternommen hatte, während v. Bradsky
sogar nur zweimal aufgestiegen war.
*) Nustrierte Aeronautische Mitteilungen 1, 1903.