Die Lenkballons von 1898—1909.
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Nach vorher bekanntgegebenem Plane wurde beabsichtigt, nach
Südwesten gegen den herrschenden schwachen Wind anzufahren.
Dies gelang nicht, das Fahrzeug wurde vielmehr nach Nordosten
getrieben und durch die Wirkung der einen Hubschraube um seine
Vertikalachse gedreht. Außerdem bewegte sich der Ballon in einer
weit bedeutenderen Höhe, als ursprünglich vorgesehen war.
Bradsky schien seinen Versuch aufgeben und landen zu wollen.
100 m über der Erde rief er einen Feuerwehrleutnant an und fragte
ihn nach günstigem Landungsterrain. Nachdem diese Auskunft erteilt
war, sah man, daß Morin auf Bradsky zuging, der Ballon hob sich vorn
hoch, und unter der Arbeit der Schrauben drehte sich die Gondel unter
knatterndem Geräusch vom Rahmen ab und stürzte zu Boden. Beide
Insassen waren tot. Der Grund liegt hier nach der Ansicht des Generals
Neureuther lediglich in dem Fehlen einer Versteifung von Gondel
and Hülle, die Klaviersaitendrähte waren geknickt und verdreht.
Diese Unglücksfälle
vermochten aber nicht
wie in Irüheren Jahren
die Entwicklung der
Lenkballons aufzuhal-
ten, und bald gelang es
den Brüdern Lebaudy,
durch ihren Ingenieur
Julliot ein brauchbares
Kriegsluftschiff herzu-
stellen. Julliot hatte
1896 mit den Vorar-
beiten begonnen und
trat 1899 in die Dienste
der »>Zuckerkönige«.
Zwei Jahre später
wurde der Bau des Bal-
lons begonnen, und am
13.November 1902 wur-
den unter Führung des
dekannten Ballonfabri-
xanten Surcouf die
ersten Versuchsfahrten
im freien Fluge unter-
nommen.
Gerippe und Gondel des lenkbaren Ballons von Lebaudy.
(Aus den Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen.)