Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Fünfzehntes Kapitel. 
schiffahrt eine möglichst vielseitige Entwicklung zu geben, trat 
dem Bau eines Ballonet-Luftschiffes näher. Mit den Vorarbeiten 
wurde durch Oberstleutnant v. Besser der damalige Hauptmann 
and spätere Kommandeur des Luftschifferbataillons, Major Groß, 
betraut, Nach den Konstruktionszeichnungen eines eigens hierfür 
Jeim Bataillon angestellten Ingenieurs, Basenach, wurde ein Ver- 
suchsluftschiff von nur 1800 cbm Inhalt und einem Motor von 24 PS 
erbaut, das im Jahre 1907 für einige Zeit den Rekord einer ununter- 
brochenen Dauerfahrt von 9 Stunden errang. Die mit diesem Fahrzeug 
1907/08 bei 60 Aufstiegen gesammelten Erfahrungen ermutigten 
zum Fortschreiten auf dem betretenen Wege. Im Jahre 1908 wurde 
las erste deutsche Militärluftschiff fertiggestellt. 
An diesem liegen die Propeller, wie schon beim Versuchsluftschiff, 
zu beiden Seiten des Versteifungsgerüstes. Letzteres wurde aber 
schmäler und knickfester ausgeführt und mit Höhensteuern ver- 
sehen. Die Hülle erhielt zwei Ballonets, die Gondel zwei Motoren 
a 75 PS. 
Major Sperling und Oberingenieur Basenach, unter deren 
Leitung das Luftschiff erbaut war, unternahmen 1908 eine Reihe 
wohlgelungener Fahrten, von denen die wichtigste am 11. September 
eine 13stündige, ununterbrochene Dauerfahrt war, mit der auch dieses 
Luftschiff auf längere Zeit den Weltrekord halten sollte. Zwei un- 
freiwillige Landungen im Grunewald und Stettiner Haff brachten 
dem Luftschiff keinen nennenswerten Schaden. 
Seit Frühjahr 1909 verfügt die Heeresverwaltung noch über ein 
zweites vergrößertes Militärluftschiff, das auch mit Einrichtungen zur 
drahtlosen Telegraphie versehen wurde. 
Außer dem deutschen Kronprinzen und dem Prinzen Heinrich 
von Preußen beteiligten sich der Kriegsminister, der Chef des 
Generalstabes, der Inspekteur der Verkehrstruppen und mehrere 
kxommandierende Generale an Auffahrten. 
Es sind Vorrichtungen getroffen, daß die Luftschiffe im Freien 
zefüllt, durch Reißvorrichtung zur Landung gebracht, auseinander- 
zenommen und auf Fahrzeugen verpackt werden können. 
Ihre Eigengeschwindigkeit ist auf 13—14 m zu schätzen. Das 
Militärluftschiff 2, »M II« genannt, beteiligte sich mit Erfolg an den 
Kaisermanövern 1909, Zu seiner Unterbringung diente eine trans- 
ogortable Zelthalle. 
Die oft geäußerte Ansicht, daß die deutschen Kriegsballons 
Nachahmungen der französischen Lebaudy-Schiffe sind. ist nicht
	        
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