Die Lenkballons von 1898—1909.
199
richtig. Schraubenlage, Steuerorgane und Versteifung geben dem
Luftschiff einen selbständigen Charakter.
Eine gleichfalls selbständige Konstruktion Ballonet-Bauart hat
Jie italienische Luftschifferabteilung entworfen. Unter Leitung des
Kommandeurs, Oberstleutnant Moris, hatten Hauptmann Ricaldoni
ınd Leutnant Crocco 1908 ein Versuchsluftschiff fertiggestellt, das
bei seinen Probefahrten voll befriedigte.
Bei einem Inhalt von 2500 cbm und 60 m Länge erhielt die
Hülle eine ausgeprägte, hinten spitz zulaufende Torpedoform. Ein
licht unterhalb der Hülle befindlicher Kiel von halber Schiffslänge
sorgt für Erhaltung des Kurses — der seitlichen Stabilität — und
trägt Höhen- und Seitensteuer. Die Hülle ist aus Mailänder Seide
yefertigt und daher sehr leicht.
Im Jahre 1909 wurde ein größeres Luftschiff erbaut, dessen In-
nalt ca. 5000 cbm betragen soll.
Glänzend sind die neuesten Aufstiege in Italien verlaufen. Es
wurden ausgedehnte Fahrten unternommen, die sich unter anderen
auch bis Neapel ausdehnten. Leider fand am 1. November Leut-
nant Bovetti einen ehrenvollen Luftschiffertod. Bei der Abfahrt
von Neapel wollte er die begeistert zuströmende Menge zurück-
;reiben und geriet dabei der sich mit großer Tourenzahl drehenden
Schraube zu nahe. Der Kopf bis zum Unterkiefer wurde ihm mit
einem Schlag abgetrennt.
Zu erwähnen ist hier noch das ebenfalls in Italien gebaute Luft-
schiff des Grafen Americo da Schio.
Dieser will auf eigenartige Weise ohne Ballonet sowohl einem
Gasverlust beim Steigen des Aerostaten vorbeugen, als auch beim
Herabgehen die Form des Luftschiffes erhalten.
Graf Americo da Schio hat zuerst eine spindelförmige Hülle
von 39 m Länge, 6 m Durchmesser und 1208 cbm Inhalt aus ge-
Arnißter Seide gebaut. Im unteren Teile befindet sich eine breite
3ahn aus elastischem Kautschuk, die sich von 1,45 auf 3,40 m
Breite bei steigendem Gasdruck auszudehnen vermag. Ein Sicher-
“eitsventil soll in Tätigkeit treten, bevor dieser Teil bis auf Platzen
beansprucht wird.
Da bei den Ende 1905 vorgenommenen Probefahrten das Ver-
1alten des Fahrzeuges ein ausgezeichnetes gewesen sein soll, ist er
mit weiteren Verbesserungen beschäftigt. Bezüglich der Verwen-
dung der Bahn aus Kautschuk hat Dr. de Quervain, Sstell-
vertretender Direktor des Meteorologischen Instituts zu Zürich,