Die Lenkballons von 1898—1909.,
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Die Ballonetluftschiffe »unstarrer Bauart« sind speziell in
Deutschland vorbildlich ausgebaut. Die schon erwähnte Motorluft-
schiff-Studiengesellschaft kaufte das von dem Miterfinder des Drachen-
ballons, System Parseval-Sigsfeld, vom bayerischen Major v. Parseval
erdachte Motorluftschiff an und bildete die Luftfahrzeug-Gesellschaft.
Ein ganz besonderer Vorteil des Parsevalschen Luftschiffes ist
es, daß es nur in der Gondel und in einigen wenigen Teilen der
Steuer- und Stabilisierungsflächen starre Teile besitzt, so daß es
innerhalb einiger Stunden zusammengelegt und transportiert werden
kann. Durch diesen Umstand wird die Kriegsbrauchbarkeit sehr
erhöht.
Auch in der Form unterscheidet sich der deutsche Ballon
wesentlich von den anderen Luftschiffen. Ein langer Zylinder geht
vorn in eine Halbkugel, hinten in einen eiförmigen Körper über.
Die Gesamtlänge beträgt 48 m, der Inhalt 2500 cbm.
Die außerordentlich einfache Bauweise ist aus den Bildern ohne
weiteres erkennbar.
Im Innern der Hülle befinden sich zwei Ballonets, je eines vorn
and hinten. Die Luftsäcke werden andauernd durch den von einem
eigenen Motor betätigten Ventilator beschickt. Die überschüssige
uuft vermag durch Sicherheitsventile zu entweichen.
Durch besondere, vom Führerstand aus zu bedienende Klappen-
einrichtung vermag der Führer das Zuströmen der Luft zu den
Ballonets zu regeln. Je nachdem, ob ein Heben oder Senken des
Vorderteils beabsichtigt wird, läßt er die Luft nach hinten oder
vorn strömen, wodurch entweder das Hinter- oder Vorderteil des
Ballons schwerer gemacht wird. Neuartig ist auch die Einrichtung
Jer Stabilisierungs- und Steuerflächen. Dieselben erhalten erst durch
Aufblasen mit Luft ihre pralle Form. Hierdurch wird außerdem
eine günstigere Stabilisierung beim Fahren erzielt.
Der erste, von Daimler gelieferte Motor entwickelt gebremst
90 PS bei etwa 1000 Umdrehungen in der Minute. Er befindet sich
im hinteren Teile der 5m langen Gondel.
Das Gewicht der Gondel mit Motor, Schraube etc. beträgt
1200 kg.
Die vierflügelige Schraube ist aus starkem Stoff gefertigt, der
arst in der Bewegung seine richtige Gestalt annimmt. Ihr Durch-
messer beträgt 4,2 m.
Der Ventilator befindet sich über dem Motor, ein langer Schlauch
stellt die Verbindung mit der Hülle her.