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Durch Schrägstellen der Ballonachse wird die Auf- und Ab-
wärtsbewegung des Luftschiffes bewirkt, ohne daß Ballast oder Gas
yeopfert zu werden braucht. Die Drachenwirkung auf die Ober-
der Unterseite des Ballons ist bei rascher Fahrt so bedeutend, daß
vertikale Kräfte von mehreren hundert Kilogramm entstehen.
Im Herbst 1907 wurden 18 lehrreiche und meist gelungene Auf-
stiege durchgeführt.
Die Einfachheit der Parsevalschen Konstruktion und die ge-
ringen Abmessungen des Luftschiffes hatten von vornherein das
militärische Interesse wachgerufen. Nach den ersten glücklichen
Fahrten war nicht mehr zu bezweifeln, daß es die an einen kleinen
Kriegsballon zu stellenden Anforderungen: zehnstündige Fahrt, Mit-
nahme einiger Beobachter und Erzielung von Höhen bis zu 2000 m
arfüllen könne.
Die Motorluftschiff-Studiengesellschaft, die sich die Ausbildung
Parsevalscher Luftschiffe besonders angelegen sein ließ, bewirkte
»ald den Bau eines zweiten Typs, mit dem die militärisch behufs
Ankauf aufgestellten Bedingungen erfüllt wurden.
Diese Konstruktion unterschied sich von der früheren durch
Jie länglichere und spitzere Form des Hinterteils und durch den
yrößeren Inhalt von 3800 cbm bei ca. 65 m Länge und 9.4 m
Durchmesser.
Am 14.—15. September führte das Luftschiff eine 11’, stündige
Fahrt nach Magdeburg, Genthin, Wolmirstedt und zurück über
Burg, Potsdam aus. Am 16. September sollte es Sr. Majestät dem
Kaiser auf dem Bornstedter Feld vorgeführt werden. Bei starkem
Gegenwind gelangte es aber nur bis zum Grunewald. Dort brach
zine Stange der Stabilisierungsflächen und stieß ein Loch in die
Hülle. Die Landung erfolgte zwischen Bäumen und Häusern des
3runewalds ohne Schaden. Der Abtransport bewies, daß das Luft-
schiff unschwer auf einigen Fahrzeugen verpackt werden kann.
Die weiteren Abnahmfahrten dehnten sich bis zum November
1908 aus. Es wurde hierbei eine Füllung des Luftschiffes im Freien
and eine einstündige Fahrt in 1500 m Höhe gezeigt.
Seine Landungsfähigkeit durch Zerreißen der Hülle nach Art
der Freiballons hatte das Luftschiff schon bei anderen Fahrten be-
wiesen. Nachdem noch die Eigengeschwindigkeit auf 12—13 m
festgestellt war, ging das Luftschiff in den Besitz der Heeresver-
waltung über.
Die Lenkballons von 1898—1909,