Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zweites Kapitel. 
LO Minuten infolge Entweichens der heißen Luft durch die Knüpf- 
‚öcher wieder zur Erde. 
Die Akademie der Wissenschaften, die in Frankreich 
alle bedeutsamen Erfindungen auch schon damals mit größtem Inter- 
3sse verfolgte, um sie nach Möglichkeit der Allgemeinheit zugute 
kommen zu lassen, lud die Gebr. Montgolfier ein, nach Paris zu 
kommen, um dort ihre Experimente zu wiederholen. 
Aber schon vor der Ausführung dieser Reise konnte man in 
Paris das Schauspiel eines Ballonaufstieges genießen. 
Der Professor Faujas de Saint-Fond eröffnete eine Sub- 
skription zur Beschaffung der für den Bau eines Aerostaten erforder- 
lichen Geldmittel und veranlaßte den Physiker Charles, das Fahr- 
zeug herzustellen. 
Charles waren die Eigenschaften des Wasserstoffgases von seinen 
Experimenten im Laboratorium her gut bekannt, und es wurde ihm 
sofort klar, daß der Aufstieg der Montgolfiere nur durch die Leich- 
äigkeit der erwärmten Luft möglich gewesen sein konnte. Er be- 
schloß deshalb, das neue Gas zur Füllung zu verwenden. Infolge 
Jer großen Tragfähigkeit desselben konnte er sich auf die Kon- 
struktion einer kleinen Hülle beschränken. 
Es war ihm ferner bekannt, daß Wasserstoffgas weit lebhafter 
aus etwaigen Poren ausströmt als die schwere Luft, und daß es aus 
Jiesem Grunde erforderlich sei, den zur Verwendung kommenden 
Seidentaft besonders dicht zu machen. Hierbei kamen ihm die 
Brüder Robert zur Hilfe, denen es gelungen war, den Kautschuk 
zu lösen und dadurch ein ausgezeichnetes Dichtungsmittel zu ge- 
winnen, mit welchem der Stoff bestrichen wurde. 
Es ist bemerkenswert, daß noch heute die meisten Ballons in 
Deutschland mit Gummi behandelt werden, weil man noch nichts 
Besseres zu finden vermochte. 
Das Gas bereitete er sich selbst aus Schwefelsäure und Eisen- 
‘eilspänen. Es stellten sich dabei so große Schwierigkeiten heraus, 
Jaß der Ballon von nur 4 m Durchmesser erst am vierten Tage 
fertig gefüllt war; 500 kg Eisen und 250 kg Schwefelsäure waren 
dabei verbraucht. 
Am 29. August 1783 kündeten endlich Kanonenschüsse den 
Parisern an, daß das erste Luftschiff vor ihren Toren aufsteigen 
würde. Trotz des strömenden Regens sollen 300000 Zuschauer sich 
auf dem Champ de Mars eingefunden haben, und zum Beweise
	        
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