Wissenschaftliche Luftschiffahrt.
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Dem Beispiele Rotchs folgte zu-
nächst der Franzose Teisserenc de Bort,
ler mit eigenen Mitteln unter geringer
anderweitiger Unterstützung in Trap-
pes bei Paris eine mustergültige Ein-
richtung zum Hochlassen von Drachen
ınd Ballons geschaffen hat.
In Deutschland versuchte Professor
Hergesell ein staatliches Institut ins
Leben zu rufen, fand jedoch beim
Landesausschuß keine Mehrheit für
seine Pläne. An dieser Stelle muß
erwähnt werden, daß in Straßburg
schon 1896 nach Gründung des Ober-
-heinischen Vereins für Luftschiff-
jahrt auf Anregung Hergesells und
Moedebecks von Professor‘ Euting,
Dr. Stolberg und dem Verfasser
Drachenaufstiege zu Mmeteorologischen Zwecken . unternommen
worden sind.
Ein Observatorium im großen Stile einzurichten war wiederum
ler Energie des Professors Aßmann vorbehalten. Noch bevor die
Resultate der durch die Freigiebigkeit des Kaisers ermöglichten
Ballonfahrten bekannt gegeben waren, ging der unermüdliche Mann
an die Vorarbeiten, eine besondere aeronautische Abteilung des
Meteorologischen Instituts zu schaffen. Auf seinen Antrag wurde
von der Regierung dem Abgeordnetenhause eine Vorlage unterbreitet,
ıach der 50000 Mark für die Einrichtung eines aeronautischen Ob-
servatoriums gefordert wurden. Der Titel wurde bewilligt, die
Arbeiten begannen am 1. April 1899, und schon am 1. Oktober des-
selben Jahres konnten die ersten Drachen- und Ballonaufstiege auf
lem Tegeler Schießplatze, im Norden von Berlin, stattfinden.
Außer dem Dienstgebäude mit den entsprechenden Arbeits-
-äumen, den Wohnungen für Ballonwärter und Gehilfen waren noch
3ine Ballonhalle, ein Windenhaus mit einem 27 m hohen Turm und
ine Tischlerei zum Anfertigen der Drachen erbaut.
Bei normalem Betriebe wurden Drachen oder ein Drachen-
aallon hochgelassen, und an den internationalen Tagen kamen
aoch bemannte und unbemannte Freiballons zur Anwendung.
Mit letzteren hatte sich eine ganz besondere Methode heraus-