Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Neunzehntes Kapitel. 
gebildet werden, an denen sich die Tore der Halle befinden. Das 
Auflassen der Aerostaten bei Wind wird hierdurch sehr erleichtert. 
Etwa 60 m von dem nach Norden sich öffnenden Tore des 
Drachenschuppens entfernt ist das drehbare Windehäuschen auf 
einem 1%, m hohen künstlichen Hügel aufgestellt. 
Drachenaufstiege werden täglich außer an Sonn- und Feiertagen 
gemacht, soweit es die Windverhältnisse gestatten. Infolge zu 
schwachen Windes fallen jedoch noch reichlich !/, aller Werktage 
aus. Fesselballonaufstiege sind der vermehrten Kosten halber noch 
nicht ausgeführt, aber in Aussicht genommen zugleich mit der Ver- 
legung der Station, die wegen der in großem Bogen um die Station 
jetzt herumgeführten hochgespannten Wechselstromleitung dringend 
zu wünschen ist. 
In der letzten Zeit werden wegen der außerordentlichen Gefahren, 
die durch Abreißen des Drahtes und Berühren der Starkstrom- 
leitungen entstehen können, die Aufstiege nur in geringe Höhen 
bis etwa 2500 m geführt, deren Untersuchung auch noch größere 
wissenschaftliche Ausbeute verspricht. 
Die Resultate der mit den Drachenaufstiegen erhaltenen Re- 
gistrierungen werden noch an demselben Tage im großen Wetter- 
bericht der Seewarte veröffentlicht. Im letzten Sommer wurde ferner 
das in den Morgenstunden von 6 bis 9 Uhr gewonnene Material 
allen norddeutschen Dienststellen des öffentlichen Wetterdienstes 
telegraphisch zugestellt, um diesen die Möglichkeit der Verwendung 
zur Prognose zu geben. 
Die bei der Station verwendeten, in den Jahren 1902 bis 1904 
antstandenen Diamantdrachen, die in zwei Formen, mit und ohne 
alastisch zurückklappbaren Flügeln, gebaut werden, haben sich in 
mehrjährigem Betriebe bestens bewährt. Eine besondere Eigentüm- 
lichkeit dieses Typs ist, daß er an der stumpfen Kante des rhom- 
bischen Querschnitts gefesselt wird und die Tragflächen im Gegensatz 
zu den gebräuchlichen Kastendrachen nach seitwärts geneigt sind. 
‘Abbildungen siehe Kapitel über Drachen.) 
Das dritte deutsche Observatorium, das sich ebenfalls mit der 
Aerologie beschäftigt, befindet sich zu Aachen. Dieses ist zugleich 
öffentliche Wetterdienststelle für Rheinland und Westfalen und übt 
in dieser Eigenschaft den Wetterdienst für Westfalen und den größten 
Teil der Rheinprovinz sowie das Großherzogtum Luxemburg aus. 
1908 wurde‘ eine Pilotballonstation eingerichtet. Pilotballonvisie- 
rungen werden, wenn die Sichtbarkeitsverhältnisse es erlauben, täg-
	        
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