318
Neunzehntes Kapitel.
gebildet werden, an denen sich die Tore der Halle befinden. Das
Auflassen der Aerostaten bei Wind wird hierdurch sehr erleichtert.
Etwa 60 m von dem nach Norden sich öffnenden Tore des
Drachenschuppens entfernt ist das drehbare Windehäuschen auf
einem 1%, m hohen künstlichen Hügel aufgestellt.
Drachenaufstiege werden täglich außer an Sonn- und Feiertagen
gemacht, soweit es die Windverhältnisse gestatten. Infolge zu
schwachen Windes fallen jedoch noch reichlich !/, aller Werktage
aus. Fesselballonaufstiege sind der vermehrten Kosten halber noch
nicht ausgeführt, aber in Aussicht genommen zugleich mit der Ver-
legung der Station, die wegen der in großem Bogen um die Station
jetzt herumgeführten hochgespannten Wechselstromleitung dringend
zu wünschen ist.
In der letzten Zeit werden wegen der außerordentlichen Gefahren,
die durch Abreißen des Drahtes und Berühren der Starkstrom-
leitungen entstehen können, die Aufstiege nur in geringe Höhen
bis etwa 2500 m geführt, deren Untersuchung auch noch größere
wissenschaftliche Ausbeute verspricht.
Die Resultate der mit den Drachenaufstiegen erhaltenen Re-
gistrierungen werden noch an demselben Tage im großen Wetter-
bericht der Seewarte veröffentlicht. Im letzten Sommer wurde ferner
das in den Morgenstunden von 6 bis 9 Uhr gewonnene Material
allen norddeutschen Dienststellen des öffentlichen Wetterdienstes
telegraphisch zugestellt, um diesen die Möglichkeit der Verwendung
zur Prognose zu geben.
Die bei der Station verwendeten, in den Jahren 1902 bis 1904
antstandenen Diamantdrachen, die in zwei Formen, mit und ohne
alastisch zurückklappbaren Flügeln, gebaut werden, haben sich in
mehrjährigem Betriebe bestens bewährt. Eine besondere Eigentüm-
lichkeit dieses Typs ist, daß er an der stumpfen Kante des rhom-
bischen Querschnitts gefesselt wird und die Tragflächen im Gegensatz
zu den gebräuchlichen Kastendrachen nach seitwärts geneigt sind.
‘Abbildungen siehe Kapitel über Drachen.)
Das dritte deutsche Observatorium, das sich ebenfalls mit der
Aerologie beschäftigt, befindet sich zu Aachen. Dieses ist zugleich
öffentliche Wetterdienststelle für Rheinland und Westfalen und übt
in dieser Eigenschaft den Wetterdienst für Westfalen und den größten
Teil der Rheinprovinz sowie das Großherzogtum Luxemburg aus.
1908 wurde‘ eine Pilotballonstation eingerichtet. Pilotballonvisie-
rungen werden, wenn die Sichtbarkeitsverhältnisse es erlauben, täg-