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Neunzehntes Kapitel.
yetan, die zumeist auf Veranlassung von Aßmann unternommen
worden sind).
Besonders bemerkenswert ist zunächst die Fahrt vom 4. De-
zember 1894, weil an diesem Tage Berson seinen ersten Höhen-
zekord mit 9150 m erreichte.
Die Fahrt fand statt mit dem 2600 cbm großen Ballon »Phönix«,
der in Staßfurt mit reinem Wasserstoffgas gefüllt wurde und als Be-
obachter und gleichzeitigen Führer im Korbe nur Berson aufnahm.
Für die Atmung war ein Stahl-
zylinder mit 10001 Sauerstoff
mitgenommen. Damit unter
keinen Umständen die körper-
iche Ermattung durch An-
strengung gefördert würde,
waren die Sandsäcke zum
yrößten Teil außen am Korbe
in der Weise angebunden, daß
der Boden und Kopf durch
sine Schnur am Korb befestigt
wurden und es nur nötig war,
lie Schnur des Kopfes mit
lem Messer zu durchschnei-
len, um das Entleeren des
Sackes zu bewirken. Es ge-
ang Berson, der, durch die
Erfahrungen bei früheren
Fahrten gewitzigt, sich die
Nacht vor der Auffahrt die
nötige Ruhe gegönnt hatte,
bis fast 7000 m ohne Sauer-
stoffatmung ohne besondere Beschwerden vorzudringen. Bei einer
Höhe von über 8000 m zeigte sich bei zufälligem Entfallen des
Atmungsschlauches sehr starkes Herzklopfen. Es war Gefahr vor-
handen, daß die Müdigkeit den Körper besiegen könne. Mit größter
Energie drang Berson höher hinauf, erst bei 9150 m und 47,9%
Kälte war der Ballastvorrat zu Ende; die Landung mußte eingeleitet
werden, obgleich Berson sich noch so wohl befand, daß er sehr gut
noch weitere Luftverdünnung hätte ertragen können.
1) Eingehend sind viele Fahrten beschrieben in dem Werke: Wissenschaft-
liche Luftfahrten, herausgegeben von Richard Aßmann und Artur Berson.