AM
Drittes Kapitel.
Derartige Zwischenfälle ereignen sich auch in heutiger Zeit
yelegentlich noch, wenn bei windstillem Wetter das bei der Lan-
Jung aufgerissene Luftschiff sich sehr schnell vom Gase entleert
and seine Hülle senkrecht herunterfällt. Vor einigen Jahren wäre
ain Österreichischer Offizier durch die zusammenfallende Hülle bei
der Landung erstickt, wenn ihn seine Kameraden nicht schnell her-
vorgezogen hätten.
Durch die geschilderte Freifahrt wurde das Interesse an dem
neuen Sport in den weitesten Kreisen geweckt. Schon im nächsten
Jahre sehen wir auch Damen in den Korb steigen. Am 20. Mai
veranstaltete Montgolfier in Paris mit einem 25 m hohen, kugel-
förmigen Aerostaten eine Reihe von Fesselaufstiegen, an denen
die vornehme Damenwelt teilnahm, z. B. die Marquise von
Montalembert, die Gräfin gleichen Namens. Gräfin von
Podenas u. a.
Dies reizte auch andere unternehmungslustige Frauen, und am
4. Juni 1784 wurde die erste Freifahrt zu Lyon von Madame Thible
in Gegenwart des Königs Gustav III. von Schweden im Ballon
»Gustav« unternommen. Der Aufstieg währte 3, Stunden.
Es zeigte sich bald, daß den Heißluftballons viele Nachteile
anhafteten. Vor allem war es die große Feuersgefahr, welcher das
Luftschiff bei der Füllung und namentlich bei der Fahrt selbst aus-
gesetzt war. Auf dem Füllplatze wurden stets Löschgerätschaften
bereit gehalten, und doch ist mehr als eine Hülle während der Vor-
bereitungen zum Aufstieg durch Feuer zerstört worden. In eine
sehr unangenehme Situation gerieten die Luftschiffer jedesmal bei
der Landung, wenn die Hülle auf die noch glühende Pfanne fiel.
Es gelang dann oft nicht, den entstehenden Brand schnell genug
zu löschen, so daß das kostbare Material völlig zerstört wurde, ganz
abgesehen davon, daß die Leute häufig genug sich erhebliche
Brandwunden zuzogen. Außerdem litt der Stoff durch die enorme
Hitze sehr, und eine mehrfache Verwendung desselben war aus-
zeschlossen.
Ein längeres Verweilen in der Luft war überdies nicht möglich,
weil das zum Nachfeuern erforderliche Brennmaterial nicht in ge-
nügender Menge mitgeführt werden konnte.
Es stellte sich heraus, daß die von Montgolfier zuerst angewandte
Methode des Heizens mit Stroh und Wolle die rationellste war. Bei
Montgolfieren kommt es darauf an, eine helle, lebhaft brennende
Flamme zu erzielen, welche wenig Rauch entwickelt.