Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Neunzehntes Kapitel. 
anstellen. Bei diesen Experimenten werden unter anderen kleine 
Flugmaschinen verwendet, die vom Erdboden aus durch elektrische 
Wellen gesteuert werden. 
Zu Untersuchungen des Staubgehalts der verschiedenen atmo- 
sphärischen Schichten gesellten sich in München unter Leitung von 
Drof. Hahn, der im Verein mit dem Ingenieur Sedlbauer einen 
n1ierfür geeigneten Apparat konstruierte, Messungen des Bakterien- 
yehalts. Auch Dr. Flemming und Dr. Steyrer, Berlin, haben Ballon- 
fahrten zum Studium dieser Fragen unternommen. 
Die praktische Ballonführung hat aus den Arbeiten der wissen- 
schaftlichen Luftschiffahrt ungemein große Vorteile gezogen. HKEr- 
wähnt sei beispielsweise, daß nach: der Konstruktion registrierender 
Meteorographen mit künstlicher, fast durchweg elektrischer Venti- 
'ation, deren erstes von Hergesell herrührt, der Nachweis — in 
arster Linie durch die Fahrten des Münchener Vereins für Luft- 
schiffahrt — erbracht wurde, daß der Ballon selbst eine höher tem- 
perierte Atmosphäre mit sich führt, deren Ausläufer während des 
Steigens bis zu den in üblicher Weise in Korbhöhe an den Gänse- 
tüßen. aufgehängten Apparaten reicht und ihre Temperaturangaben 
zu hoch erscheinen läßt. Ferner sei noch einmal darauf hinge- 
xiesen, wie wichtig die Feststellung ist, daß das Ballongas meist 
ine wesentlich höhere Temperatur besitzt, als die den Aerostaten 
ımgebende Luft. 
Man sollte annehmen, daß der Wert der wissenschaftlichen 
Untersuchungen gerade in den Kreisen der routiniertesten Luft- 
schiffer besonders gewürdigt würde, und daß die Forschungen gerade 
zon diesen am meisten gefördert werden würden; das Gegenteil ist 
im allgemeinen der Fall! Gerade bei den praktischen Luftschiffern, 
lie wissenschaftlichen Kreisen nicht nahe stehen, macht sich viel- 
'ach gegenüber der wissenschaftlichen Seite der Luftschiffahrt eine 
gewisse Entfremdung bemerkbar, die auf der letzten Konferenz 
nn Monaco die Aufmerksamkeit der internationalen Kommission für 
wissenschaftliche Luftschiffahrt auf sich gezogen und einen Beschluß 
derselben veranlaßt hat. 
Besonders anzuerkennen ist es, daß auf immerwährendes Drängen 
‚on Viktor Silberer, der von Anbeginn der Forschungen an wissen- 
schaftliche Luftfahrten auf eigene Kosten ausgerüstet hatte, der 
Wiener Aeroklub, so oft er kann, die aerologischen Untersuchungen 
unterstützt. Der verstorbene Dr. Valentin und in neuester Zeit 
Dr. Schlein haben eine Reihe sehr bemerkenswerter Fahrten ge-
	        
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