Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Der Sport in der Luftschiffahrt. 
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können, hatten die Erwägung hervorgerufen, die Fahrt über das 
Meer in Aussicht zu nehmen und die Hochfahrt aufzugeben. 
Also die erste Bedingung, die Küste überhaupt mit noch ge- 
nügendem Ballaste erreichen zu können, gab den Anstoß zur Be- 
sprechung weiterer Möglichkeiten. 
Ferner traf es sich günstig, daß die Windrichtung direkt nach 
Norden ging, in geringeren Höhen sogar nach Nordwesten; im all- 
gemeinen gehen die Ballons infolge der auf der nördlichen Halb- 
kugel vorherrschenden südwestlichen Windrichtung öfter nach Nord: 
sten, eine Richtung, die ebenfalls wegen der langen zurückzulegen- 
den Wasserstrecke verhängnisvoll werden kann. 
Ferner kam man so zeitig an der Ostseeküste an, daß man bei 
der bis dahin erreichten Geschwindigkeit annehmen konnte, noch 
bei hellem Tage die lange Strecke überfliegen zu können, was ja 
allerdings nicht ganz eingetroffen ist, da die Dämmerung bei der 
Ankunft über Trelleborg schon sehr weit vorgeschritten war. Wenn 
dies nicht zu erwarten gewesen wäre, hätte ein Fachmann die Fahrt 
nicht antreten dürfen. 
Endlich wurde es den beiden Fahrern nicht schwer, den Ent- 
achluß zu fassen, weil beide sich als erfahrene Luftschiffer be- 
trachten, welche die Aussichten und Folgen, die der Versuch 
immerhin haben konnte, genau abzuwägen vermochten, so daß bei 
einem etwa eintretenden unglücklichen Ausgang keiner sein Gewissen 
mit der Verantwortung für den anderen hätte belasten brauchen. 
Im allgemeinen ist bei der Ballonfahrt nur einer ein erfahrener 
Führer und die Insassen werden zu Führern ausgebildet; es ist 
deshalb unmöglich, daß jemand die Verantwortung für 
Leute übernehmen kann, welche die Tragweite ihrer Zustimmung 
gar nicht abzuwägen vermögen. Wie soll der gerettete Führer denn 
z. B. seine Verantwortung für einen umgekommenen Passagier ein- 
lösen? Mit Recht müßte seine Handlungsweise aufs schärfste ver- 
urteilt werden. 
Entsprechend dem wissenschaftlichen Zwecke war der außer- 
ordentlich leichte und infolgedessen allerdings auch etwas kleine 
and unbequeme Korb mit den üblichen Instrumenten ausgestattet. 
Mit warmer Kleidung angetan und etwas Mundvorrat versehen, 
wurde die Fahrt um 8,17 Uhr vormittags angetreten. Auf der Erde 
herrschte 5°— 11° C Kälte (Berlin — 6°). 
Der Ballon überflog Berlin in einer Höhe von 150—200 m und 
kam bald über das Aeronautische Observatorium auf den
	        
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