Der Sport in der Luftschiffahrt.
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ist, reichlich Zutritt hatte. Wenn man bedenkt, daß ca. 12° C
Kälte herrschte, so wird man es verstehen, daß wir trotz unserer
Müdigkeit vor Kälte kaum zu Schlaf gekommen sind und das
Tageslicht herbeisehnten.
In frühester Stunde trieb es uns heraus; es war uns nun an-
genehm, daß wir uns erst im Zimmer ordentlich durchwärmen
konnten, bis die aus den umliegenden Gehöften, deren nächstes
ca. 1 Stunde entfernt war, herbeigeholten Bauern eintrafen.
Der Ballon wurde sachgemäß verpackt und die Verständigung
dabei in englischer Sprache durch einen Bauern herbeigeführt, der
in Amerika längere Zeit gelebt hatte.
Nachdem wir uns von unserem gastlichen Wirt herzlich ver-
abschiedet hatten, ging es auf einem Schlitten zur nächsten Bahn-
station Markaryd. Der Ballonkorb stand vorn, hinten lag die zu-
sammengerollte Hülle auf der hohen Kante, kunstvoll durch unsere
Haltetaue zusammengeschnürt. Wir thronten hintereinander im Reit-
sitz auf unserer Ballonhülle. Erstaunt sahen uns die Leute nach,
namentlich erregte die unbekannte Uniform ihre Aufmerksamkeit.
Der höfliche Gruß wurde höflich erwidert.
Nach dreistündiger Fahrt langten wir gegen 5 Uhr in Marka-
ryd an.
Zunächst suchten wir das Telegraphenamt, um durch Telegramme
alle etwa in Berlin entstandenen Besorgnisse zu zerstreuen, da unter
normalen Umständen spätestens am anderen Morgen die Telegramme
mit der Nachricht von erfolgter glücklicher Landung erwartet
wurden. Jetzt war es uns am unangenehmsten, die Landessprache
fast gar nicht verstehen zu können und unseren Wünschen nur durch
Gebärden Ausdruck geben zu müssen. Wir waren in eine Telephon-
station geraten, wo keine Telegramme angenommen werden konnten.
Zum Glück fanden wir einen deutschsprechenden Stationsvor-
steher, der unsere Telegramme telephonisch nach Hessleholm zur
Weiterbeförderung nach Berlin gab. In einem kleinen Hotel am
Bahnhof nahmen wir seit zwei "Tagen unsere erste warme Mahl-
zeit ein.
Unsere Depeschen hatten zur Folge, daß in unglaublich kurzer
Zeit aus Malmö, Stockholm, Wexiö und anderen Städten telepho-
nische Anfragen nach uns von den Zeitungen einliefen. Man hatte
den Ballon von der Ostsee kommen und in Schweden weiterfliegen
sehen. Willig machten wir dem Stationsvorsteher einige Angaben
und wurden nicht mehr belästigt.