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Zwanzigstes Kapitel.
Am anderen Tage ging es nach Malmö, wo ich bei dem Kom-
mandeur des dort garnisonierenden Husarenregiments Kronprinz
von Schweden dienstliche Meldung abstattete. In liebenswürdigster
Weise wurden wir beide aufgenommen, und man veranstaltete uns
zu Ehren ein großes Gabelfrühstück, an dem das gesamte Offizierkorps
teilnahm. Wir mußten nachmittags schon weiter, um über Kopen-
hagen nach Berlin zu fahren, und verabschiedeten uns daher bald
von den gastfreundlichen Kameraden, nachdem uns noch im ele-
yanten Vierergespann Malmö und die nächste Umgebung gezeigt
worden war.
Sonntag trafen wir endlich am Ausgangspunkt unserer Reise
ain, und ich brauche wohl nicht zu sagen, daß wir hochbefriedigt
von unseren gewonnenen Erfahrungen und Eindrücken waren. Auch
die wissenschaftliche Ausbeute ist eine hochinteressante.
Ebenso reizvoll, aber nicht minder gewagt, sind Ballonfahrten
im Hochgebirge, wie sie der schweizerische Luftschiffer Kapitän
Spelterini, Victor de Beauclair und andere schon mehrfach
in den Alpen unternommen haben.
Hierbei ist es erforderlich, so hoch zu steigen, daß man sich
von den von der Erde beeinflußten Windströmungen freimachen
zann, und von vornherein in Höhen von 6000—7000 m zu gehen.
Zweckmäßig ist ferner die Mitnahme von Sauerstoff, was aber infolge
der schweren Stahlbehälter eine bedeutende Belastung an totem Ge-
wicht bedeutet.
Spelterini hat den ersten Versuch, dem noch eine ganze
Reihe wohlgelungener Fahrten gefolgt sind, am 3. Oktober 1898 mit
Professor Heim und Dr. Maurer in der ca. 3300 cbm großen
„Vega« unternommen. Von Sitten aus gelangte er nach Zurück-
legen von 229 km Weg nach 5° ,stündiger Fahrt nach Riviere im
französischen Departement Haute-Marne, anstatt über Finsteraarhorn,
Urner und Glarner Alpen bis an den Bodensee. Viele prächtige
Photographien erläutern den zurückgelegten Weg über das Hoch-
gebirge.
Die wohlgelungenen Bilder, die der sehr erfahrene Ballonphoto-
graph angefertigt hat, geben uns eine Vorstellung von der. Herrlich-
keit einer Alpenfahrt.
Es ist sehr schwer, die Schönheiten der Hochgebirgsnatur oder
die Empfindungen zu schildern, die den Menschen in einem hoch
über den Gletschern schwebenden Ballon erfassen. Im November
1904 machten der Kapitän Spelterini; Frhr. v. Hewald und