Der Sport in der Luftschiffahrt.
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zahlenden Eintrittsgeldes hinzu. Das Publikum kennt keine Gnade;
im Gegenteil, es erhöht den Reiz, wenn die Aussicht auf einen
Unglücksfall vorhanden ist.
Es wäre wirklich an der Zeit, wenn hier die Behörden eingriffen
und durch Fachleute jedesmal die Chancen eines Aufstieges prüfen
ließen. Wie häufig kommt es vor, daß Leute ohne genügende Fach-
kenntnisse Ballonfahrten veranstalten und ahnungslose Passagiere
dem sicheren Tode entgegenführen. Wenn sie selbst ihre eigenen
Knochen riskieren wollen, so ist kaum etwas dagegen einzuwenden,
Der Korb mit Hülle wird nach der Landung des Ballons auf Schlitten transportiert.
Hinten im zweiten Schlitten sind die Luftschiffer.
das müssen sie eben mit sich selbst abmachen, aber es müßte ihnen
anterbunden werden, andere mit ins Unglück zu ziehen.
Ein typischer Fall hat sich 1905 in der Rheinprovinz ereignet.
Ein »Ingenieur« Vollmer hatte sich privatim durch einen Berufs-
luftschiffer in drei kurzen Fahrten zum Ballonführer ausbilden
lassen und dann mit einem gewissen Flögel von Remscheid aus eine
Fahrt unternommen, die bei hellem Wetter in der Nordsee endete
und den Tod der beiden Leute durch Ertrinken zur Folge hatte.
Der unglückselige Führer hatte wahrscheinlich zu spät die Landung
aingeleitet, obgleich sich der Ballon, wie aus den Depeschen ab-
gelassener Brieftauben hervorging, angesichts der See in über 3000 m
Höhe bei kräftigem Winde befand,
Dieser Fall zeigt klar, daß der Ruf nach der Polizei ein be-
rechtigter ist! Natürlich müssen Extreme dabei wieder vermieden