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Einundzwanzigstes Kapitel.
imstande, fliegende Geschosse mit einer Expositionszeit von */109000
Sekunde aufzunehmen, aber es ist dabei ein absolutes Erfordernis,
die Kamera während der Expositionszeit ruhig zu halten. Diese Be-
dingung läßt sich im Ballon schwer erfüllen.
Die Bewegungen des Ballonkorbes können vierfacher Art sein:
i. Horizontale,
2. Vertikale,
3. Drehbewegungen um die vertikale Achse und
4. Pendelbewegungen nach vor- und rückwärts.
Bei einem Fesselballon sind die horizontalen Ortsveränderungen
äußerst geringe und können füglich vernachlässigt werden, dagegen
ist ihr Einfluß bei einem mit der Schnelligkeit des Windes hin-
ziehenden freien Luftschiffe häufig sehr erheblich.
Die vertikalen Bewegungen des Luftschiffes kommen im Frei-
ballon selten in Betracht, da man meist erst nach Erlangung der
Gleichgewichtslage Aufnahmen zu machen pflegt. Eine größere
Rolle dagegen spielen sie beim Fesselballon.
Drehbewegungen im Freiballon hat man meist nur bei Beginn
der Fahrt, später sind dieselben so gering, daß man sie nicht zu
deachten braucht.
Der Drachen- und noch mehr der Kugelfesselballon sind da-
gegen fast nie in Ruhelage.
Die Einflüsse auf das Bild richten sich nach den Entfernungen,
auf welche die Aufnahmen gemacht werden. Bei horizontalen Be-
wegungen des Ballons werden, wie aus den bisherigen Ausführungen
hervorgeht, die Bilder um so schärfer, auf je größerer Entfernung
sie gewonnen sind; bei Drehbewegungen des Ballons werden dagegen
Aufnahmen in der Nähe schärfer.
Pendelbewegungen treten im Freiballon meist nur bei Beginn
der Fahrt auf, wenn die Hülle im Momente des Loslassens sich nicht
genau senkrecht über dem Korbe befunden hat. Dieselben pflegen
aber binnen kurzer Zeit gedämpft zu werden.
Auch im Drachenballon begegnet man ihnen seltener, dagegen
;ıreten sie sehr häufig im Kugelfesselballon auf.
Man muß unbedingt darauf bedacht sein, alle anderen störenden
Einflüsse beim Photographieren auszuschalten.
Vor allen Dingen müssen die Korbinsassen schon einige Zeit
vor dem Spiel des Verschlusses auf ein zu gebendes Zeichen vollste
Ruhe bewahren, da sonst von vornherein auf ein Gelingen der Auf-
nahme nicht zu rechnen ist.