Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Ein sehr erfolgreicher und eifriger Züchter, Herr Bernhard 
Flöring in Barmen, hat schon viele Jahre hindurch den Ballons 
des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt Brieftauben mit- 
gegeben, die in der Richtung auf Osten-Magdeburg bzw. Südosten- 
Thüringen und Sachsen eingeübt waren. Derselbe glaubt, die Er- 
fahrung gemacht zu haben, daß die erzielten Resultate nicht davon 
abhängig waren, ob die vom Ballon eingeschlagene Richtung der 
Einübung entsprach. 
Hierzu muß bemerkt werden, daß infolge der meteorologischen 
Verhältnisse westliche Winde in Barmen vorherrschen und es dem- 
nach nur selten vorgekommen ist, daß die Tauben in einer anderen 
Himmelsgegend eingesetzt wurden. 
Sehr großen Einfluß hat ferner auf die Leistungen der Tauben 
der Umstand, daß sie stets gegen den Wind zurückfliegen müssen, 
weil der nicht lenkbare Aerostat immer mit der Luftströmung fort- 
getrieben wird. Während außerdem bei der üblichen Dressur zur 
Vermeidung oft sehr erheblicher Verluste die Tiere nur bei einiger- 
maßen gutem Wetter, nie aber bei Nebel, Gewitter usw. aufgelassen 
werden, nimmt man hierauf im Ballon wenig Rücksicht, und oft 
müssen sehr starke Winde überwunden werden. 
Hierdurch werden die Fluggeschwindigkeiten ebenfalls wesentlich 
herabgesetzt. 
Professor Ziegler in Jena hat für größere Entfernungen bis 
500 km eine durchschnittliche Eigengeschwindigkeit von 18—19 m 
pro Sekunde festgestellt. 
Bei Betrachtung einzelner abweichender Leistungen, wenn z. B. 
sehr bewährte Tiere zeitweise 33 m pro Sekunde und bei anderer 
Gelegenheit dagegen nur 5—6 m zurücklegten, läßt sich der Einfluß 
des Windes unzweifelhaft erkennen; auch die besten Tauben haben 
gegen mittleren Wind nur eine durchschnittliche Schnelligkeit von 
ca. 12 m pro Sekunde. 
Leistungen, wie man sie z. B. bei einem Fluge von einem Orte 
bei Bordeaux bis Lüttich in Belgien erzielt hat, bei welchem 817 km 
bereits in 8 Stunden durchflogen wurden, gehören zu den Aus- 
nahmen. 
Brieftauben für Ballonzwecke. 
Da nun alle Taubenzüchter und noch mehr die Militärbehörden 
großes Interesse an guten Flugleistungen haben, weil von der 
schnellen Ankunft der Depeschen im Kriege unter Umständen viel 
abhängt, hat man auch Versuche gemacht, andere schnelle Vögel 
zu dressieren.
	        
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