Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Aufstiege von Montgolfieren, Charlieren und Rozieren. 29 
Tau befestigt war. Durch diesen Anker sollte der Ballon schon kurz 
vor der Berührung des Korbes mit dem Erdboden so lange fest- 
gehalten werden, bis durch Ventilziehen die Hülle hinreichend vom 
Gase entleert wäre. 
An wissenschaftlichen Apparaten hatte Charles ein selbst kon- 
struljertes Barometer zur Bestimmung der erreichten Höhe mit- 
genommen. Die Kenntnis der Ideen von Lana und Galien waren 
ihm dabei sehr nützlich geworden. 
Um vor der Abfahrt die Windrichtung zu bestimmen, hatte sich 
Charles mit einem kleinen, im Durchmesser 2 m großen Ballon ver- 
sehen, welchen er dem auf dem Platze anwesenden Montgolfier mit 
den Worten übergab: »C’est ä vous, qu'il appartient de nous ouvrir 
la route des cieux.« Es lag in diesem scheinbar so unbedeutenden 
Vorgange ein großer Edelmut des Professors, der mit seiner Kon- 
struktion der Montgolfiere so erfolgreiche Konkurrenz gemacht und 
schon eine große Zwietracht unter den Anhängern der beiden Arten 
von Aerostaten hervorgerufen hatte. Man hatte ihm schon die Ab- 
sicht unterschoben, er wolle den Ruhm des wirklichen Erfinders 
des Luftballons verdunkeln. 
Der Fachmann hingegen muß die große Selbständigkeit Charles’ 
bei allen seinen Arbeiten anerkennen. Mit dem Aerostaten Mont- 
golfiers hat nämlich sein Luftschiff nur die Gestalt gemein, und diese 
ergab sich von selbst durch die Tatsache, daß die Kugel derjenige 
Körper ist, welcher bei kleinster Oberfläche das größte Volumen 
hat, was dem tüchtigen Mathematiker und Physiker sehr wohl be- 
kannt war. 
In dem »Pilotballon« finden wir ferner ein Hilfsmittel, 
welches von allergrößter Bedeutung für die Aeronautik ist, noch mehr 
aber für die Meteorologie, wie wir später noch sehen werden. Zur 
Auswahl der Karten, zur Bezeichnung der in verschiedenen Rich- 
tungen dressierten Tauben ist die Kenntnis der Luftströmungen vor 
der Fahrt von Wichtigkeit. Der erste Pilotballon wurde am 25. No- 
vember. 1783 in London durch Graf Zambeccari aufgelassen. 
Die weiter unten noch zu erwähnenden Abbes Miollan und 
Janinet hatten eine eigenartige Verwendung solcher kleiner Aero- 
staten während der Fahrt vor: ein mit Gas gefüllter Ballon sollte 
50m über dem Fahrzeug und ein mit Luft gefüllter ebensoviele 
Meter unter demselben sich befinden. Durch diese Ballons wollten 
sie die Richtung der Windströmung auf eine vertikale Strecke von 
100 m feststellen. Die Piloten haben aber nicht viel Zweck, denn
	        
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