Brieftauben für Ballonzwecke.
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27 Stunden eher ein, als die durch den Telegraph übermittelte
Nachricht.
Inbezug auf die Schnelligkeit des Fluges kann Verfasser auf
Grund der Erfahrung bei ca. 200 Ballonfahrten und im ganzen zirka
1500 in Militärballons hochgelassenen Tauben die Angaben Flörings
nur bestätigen. Bei den im Nebel oder über den Wolken in Frei-
heit gesetzten Tieren kommt es häufiger vor, daß sie erst ein oder
mehrere Tage später zurückkehren.
Bei der Beurteilung der Leistungen im allgemeinen muß man
zunächst feststellen, auf welche Weise die Dressur erfolgt ist. Es
ist unzweifelhaft ein großer Unterschied, ob man gereiste, schon be-
währte Tauben im Ballon mitnimmt, oder ob man von vornherein
nur im Luftschiff reisen läßt. In letzterem Falle muß bei den ein-
zelnen Touren genau so, wie es auf der Erde der Fall ist, ein ge-
wisser Prozentsatz derselben verloren gehen, der in Anbetracht der
Schwierigkeiten aber ungleich größer sein wird.
Es hat sich nun ferner herausgestellt, daß es von wesentlicher
Bedeutung ist, aus welcher Richtung die Tauben geworfen werden.
Mehrfach bewährte Tiere versagten z. B. plötzlich, wenn ein
Ballon nach langer Pause einmal wieder nach Süden getrieben war,
schon bei geringeren Entfernungen bei günstiger, wenig windiger
Witterung. Durch die häufigen Flüge aus anderen Himmelsgegenden
waren die Merkmale der im Süden von Berlin liegenden Gegenden
aus dem Gedächtnis entschwunden, und die Orientierung nach der
Sonne mußte versagen.
Man muß also entweder die auf alle Richtungen dressierten
Tauben zeitweise in dem seltener beflogenen Gelände zur Übung
einsetzen, oder aber man teilt für Norden, Osten, Süden und Westen
ganz bestimmte Tiere ein, die nur diese Richtung kennen lernen.
Im allgemeinen kann der Flug der Aerostaten am Zuge der Wolken
oder aufgelassener Pilotenballons ziemlich genau bestimmt werden;
jedoch muß man berücksichtigen, daß in den verschiedenen Höhen
oft andere Luftströmungen herrschen und deshalb muß man bei
der Dressur die Tauben Süd nach Osten und Westen usw. über-
greifen lassen.
Eine große Rolle spielt ferner die Tagesstunde, zu der man die
Tiere einsetzt. Die bei der Dressur meist früh morgens aufgelassenen
Vögel lernen bald, sich genau nach dem Stande der Sonne zu
orientieren. Es ist von verschiedenen Luftschiffern die Erfahrung
gemacht worden, daß plötzlich vermehrte Verluste unter sonst