32
Die Grundgesetze des Luftwiderstandes.
schiede hervorrufen; so entstehen Luftverschiebungen, die wir als
Wind bezeichnen, wenn sie vornehmlich horizontal verlaufen, zum
Unterschiede von den Luftströmungen, die auf auf- und absteigenden
Luftbewegungen beruhen.
Der Wind ist bewegte Luft, doch ist diese Bewegung keines-
wegs stets von gleicher Richtung und von gleicher Geschwindigkeit.
Wäre die Luft in gleichförmiger Bewegung, verspürte man selbst
bei Wechsel der Höhenlagen keinerlei Einwirkung; der im Frei-
vallon befindliche Luftschiffer würde sich in derselben Lage be-
finden wie der im Eisenbahnwagen des gleichförmig dahinrollenden
Zuges befindliche Passagier oder wie der Insasse einer Kajüte eines
auf dem glatten ruhigen See schwimmenden Dampfers.
Anders im Lenkballon oder in der Flugmaschine; hier fühlt der
Lenker den von seiner Vorwärtsgeschwindigkeit erzeugten Eigenwind
als Luftzug unabhängig von der eingeschlagenen Richtung; den
wehenden Wind spürt er jedoch
nicht, da das Flugzeug die Windbe-
wegung mitmacht. Das wichtige
Hilfsmittel, das ihm unfehlbar das
Mittel gibt, zu beurteilen, ob Wind weht,
liegt für ihn in der Beobachtung der
unter ihm in schiefer Lage mit mehr
oder minder großer Geschwindigkeit
fliehenden Erde. In großen Höhen
scheint es allerdings dem Flieger, als
ob seine Maschine nur eine geringe Ge-
schwindigkeit besäße, denn aus großer
Höhe betrachtet, scheinen die irdischen
Gegenstände, Bäume usw.infolge der großen
Entfernung nur langsam ’an ihm vorbei-
zuziehen. Erst vor dem Landen, in Erdnähe bemerkt er überrascht die
große Geschwindigkeit. Er muß sich dieser Tatsache bei be-
absichtigter Landung wohl bewußt sein. Will er diese ausführen,
so muß er sein Flugzeug so wenden, daß sich die Erde in Richtung
seiner absoluten Bewegung zu bewegen scheint.
Bemerkt der Führer der Flugmaschine, daß z. B. die Erde in der
Richtung des Pfeiles I in Abb. 60 unter ihm flieht, so wird er nach
rechts im Sinne des Pfeiles II wenden, in der Absicht, allmählich dem
Winde entgegenzufliegen; vermindert er dann die Eigengeschwindig-
keit, dann erscheint ihm die Erde immer langsamer bewegt. Jetzt
ist der Augenblick zur Landung gekommen, die sanft und ohne erheb-
liche Erschütterungen erfolgen kann. Sie soll also stets bei Gegen-
wind stattfinden.
Abb. 60.