Der Wind.
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Hätte der Führer hingegen eine Linkswendung ausgeführt, im
Sinne des Pfeiles III, dann würde er die Erde immer rascher und
geneigter auf sich zukommend beobachtet haben, und falls schließlich
diese Wendung so weit ausgeführt worden wäre, daß die absolute
Bewegung der Flugmaschine in entgegengesetzte Richtung der schein-
baren Erdbewegung fällt, dann wird jetzt bei Rückenwind die größte
Relativgeschwindigkeit zwischen Erde und Flugzeug vorhanden sein.
Wird jetzt in diesem Augenblicke die Landung herbeigeführt,
dann kann bei heftigem Winde eine große Gefahr für Lenker und
Maschine entstehen, indem sich bei Berührung der Erdoberfläche eine
große Auslaufstrecke ergibt, längs welcher gegen ein Hindernis gestoßen
werden kann.
Man kann alle durch Luftbewegung hervorgerufenen unvorher-
gesehenen Ereignisse auf zwei Fälle zurückführen, je nachdem der
Wind seiner Stärke oder seiner Richtung nach wechselnd auftritt.
Ist ersteres der Fall, und wächst die Stärke des Gegenwindes,
dann wird die Flugmaschine steigen wollen, wobei die Gefahr des Um-
schlagens beseitigt werden muß; ist der Rückenwind im Abnehmen
begriffen, dann wird die Flugmaschine vorne fallen wollen, diesem muß
durch die Steuerung entgegengearbeitet werden. Falls hingegen der
Wind von gleichbleibender Stärke seine Richtung ändert, so wird jetzt
der von der Seite kommende Windstoß eine Neigung des Flugzeuges
herbeiführen, es entsteht ein Schaukeln des Maschinenkörpers, wie man
dies am Wasser, durch die Energie der herankommenden Wellen am
Boot herbeigeführt, beobachten kann. Auch diese Störung muß durch
geeignete Steuerbewegung vernichtet werden.
Solange der Lenker seine Macht über die Steuerorgane nicht ver-
loren hat, so lange ist es im allgemeinen nicht schwer, bei einigem Kraft-
überschuß und einer genügend großen Geschwindigkeit über die Luft-
strömungen und über die daraus entstehenden störenden Bewegungen
der Flugmaschine Herr zu werden.
2. Störungen in der Luftbewegung.
Die bisher unternommenen Meßversuche haben den wellen-
förmigen Verlauf von Störungen in der atmosphärischen Bewegung
dargelegt. Sie können mannigfacher Art sein:
a) Die Turbulenz der Luft. Sie hat ihre Ursache in dem
angleichmäßigen Verlauf der über die Erde hinwegstreichenden Luft,
die Periode ihrer Schwankungen in der Sekunde ist sehr gering. Sie
hat nur eine sehr geringe Vertikalerstreckung und hört in 40—50 m
Höhe auf. Die Turbulenz beunruhigt den gleichförmigen Flug und ruft
ein leichtes Schwanken dadurch hervor, daß die Relativgeschwindigkeit
unter dem Traydeck sich bei Gegenwind vermindert.