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Das Gleichgewicht am Flugzeug.
Würde beim Aussetzen des Motors vom Ausgleichsgewicht das
kippende Moment von 21 mkg übrigbleiben, so würde der Apparat im
Sinne des Pfeiles 2 ausschlagen. Würde hingegen dieses Ausgleichsgewicht
nicht vorhanden sein, so würde durch die Drehung des Motors ein ent-
yegengesetzter Ausschlag entstehen; bei stillstehendem Motor und vor-
handenem Gegengewicht wird dieser Ausschlag gleichfalls auftreten,
and zwar natürlich von der Seite des Gegengewichtes. (Beschädigen der
Tragflächenenden!) Bei größeren Motoren und kleineren Tourenzahlen
der Schraube werden diese Schwankungen wachsen.
b) Die V-förmige Neigung der Tragdecken gegen die Längsachse
um 3°—89 gegeneinander, die äußeren Enden nach oben gerichtet; diese
Anordnung, die sich bei Ferber, Antoinette, Grade, Etrich usw.
indet, ist der Natur entnommen. die sie zahlreichen Vogelarten
verliehen hat.
Diese Stellung der Tragflügel hat eine dämpfende Wirkung für
die bei Gleichgewichtsstörung um die Längsachse ausgelösten Pende-
lungen zur Folge. Auch kommt hier noch in Betracht, daß die unsym-
metrische Wirkung des Luftwiderstandes auf beide Flügel bei ge-
neigter Lage des Flugzeugs ein aufrichtendes Moment hervorruft,
Jas das Flugzeug in seine ursprüngliche Lage zurückzubringen sucht.
Infolge des Trägheitsmomentes der Flugzeugmasse werden pendelnde
Bewegungen um die Längsachse auftreten, ähnlich wie dies früher bezüg-
lich der Schwingung um die Querachse angeführt worden ist. Die
Schwingungen werden durch die V-Anordnung gedämpft, die wirk-
samste Dämpfung erzielt man in der Vereinigung von vertikalen Flossen
und V-Stellung der Tragflächen. Die dämpfenden Kräfte sind in der
zermehrten Oberflächenreibung und in dem Luftwiderstande zu suchen.
Die Größe des Trägheitsmomentes wird auch hier auf die Schwin-
zungsamplitude in der zur Flugachse senkrechten Querebene Einfluß
haben; es ist daher von Wichtigkeit, die Flugzeugmassen möglichst nahe
an die Längsachse zu bringen. Theoretische Erwägungen, die durch prak-
tische Versuche erhärtet sind, haben gezeigt, daß der eigentliche Gleit-
winkel des Flugzeugs infolge des Energieverlustes, den das Flugzeug
Äurch die stark gedämpften seitlichen Schwingungen erleidet, eine
Vergrößerung erfährt.
Jedenfalls steht die durch die schwach V-förmige Anordnung erhoffte
stabilisierende Wirkung durchaus der kräftigen Einwirkung eines Steuer-
oarganes nach.
Hingegen hat sich die Vereinigung einer starken V-Stellung mit
ainem hochliegenden Schwerpunkt, wie sie durch tiefes Ansetzen der
Tragdeckenden am Rumpfe erzielt werden kann, als eine Anordnung
von hoher Kippsicherheit erwiesen. Das Harlan- und im noch höheren
Maße das Fokker-Flugzeug besitzen in dieser Anordnung selbst bei