Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

tlich 
:hen 
ıun 
Se 
Jieb, 
lung 
tens 
die 
den 
ınd 
1lle 
ıch- 
ster 
icht 
AÄAn- 
AUS 
Der 
ogt 
2SSC 
ner 
ang 
1US- 
ung 
um 
Ilte 
ıur 
ut- 
‚ul- 
Ah- 
ne- 
die 
z2N; 
lien 
ng 
Ng 
ing 
ih- 
)er 
Geschichtlicher Rückblick. 
79 
Lehrplan für die drei unteren Klassen wurde für die beiden Arten 
der Gymnasien annähernd gleich gestaltet, womit dem Gedanken des 
gemeinsamen Unterbaus eine wenn auch nur unvollkommene Konzession 
gemacht wurde. Trotz der Erweiterung nun aber, welche die Auf- 
yabe des Gymnasiums nach der realistischen, die des Realgymnasiums 
1ach der humanistischen Seite erfuhr, sollten die früheren Ziele in 
keiner Weise eingeschränkt werden. Insbesondere sollte der Lehr- 
betrieb der klassischen Sprachen auf dem Gymnasium in dem streng 
humanistischen Geiste weitergeführt werden, der die formale Bildung 
wesentlich auf die Sprachkenntnisse gründete. Nach wie vor wurde 
eine Beherrschung des Lateinischen gefordert, die nicht nur zu Über- 
setzungen, sondern zu eigenen Kompositionen befähigte. — 
Der Erfolg nun, den diese Neuordnung für das höhere Schulwesen, 
besonders für das Gymnasium gehabt hat, war zweifellos ein ungünstiger. 
Die Überbürdung der Schüler mit Arbeiten und Aufgaben verschiedener 
Art hatte schon früher nicht selten Grund zu Klagen seitens der 
Eltern und Ärzte gegeben; jetzt wuchs der Übelstand so, daß er bald 
allgemein anerkannt wurde, und alsbald schlossen sich daran die 
Klagen der Lehrer über zurückgehende und mangelhafte Leistungen, 
die von allen Seiten ertönten. Was die Jugend überlastete und nervös 
machte, was eine ruhige und gedeihliche Entwicklung störte, war 
weniger das absolute Maß der Arbeit, das den Schülern zugemutet 
wurde, als das Vielerlei der Ansprüche, die von den verschiedenen 
Fachlehrern erhoben wurden und nach den Umständen erhoben werden 
mußten. Rechnet man nun noch dazu, daß den vermehrten Anforde- 
‚ungen, die an das Realgymnasium gestellt wurden, keine Vermehrung 
seiner Rechte gegenüber stand, so wird man es begreiflich finden, 
wenn die Vertreter der realistischen Bildung von der Neuordnung 
sehr wenig befriedigt waren. Noch unzufriedener waren die Anhänger 
des alten Gymnasiums, denn auf den Geist dieser Anstalten mußte 
die Folge der Reform gradezu zerstörend und auflösend wirken. Ganz 
abgesehen von der erheblichen Verminderung der Stundenzahl für das 
Lateinische, verträgt es sich schon äußerlich nicht mit der Idee der 
formalen Bildung durch die klassischen Sprachen, wenn ein Jahr nach 
Beginn des lateinischen Unterrichts das Französische mit vier und 
dann mit fünf Stunden auf dem Lehrplan erscheint, das Griechische 
aber erst nach drei Jahren. Und von innen heraus muß jene Idee 
ins Wanken kommen, sobald der Mathematik und den exakten Natur- 
wissenschaften die gleiche Bedeutung zugestanden wird wie den 
klassischen Sprachen. Das geschah aber tatsächlich, wenn in den oberen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.