Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

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Lehrpläne und Lehrbetrieb. 
Schätzen zum Lieben, das sind für die Seele nahe aneinander 
zrenzende Stadien eines natürlichen Weges, und dieser natürliche 
Weg ist, verglichen mit dem luftigen durch die Phrase, der sicherere. 
Auf die natürliche Grundlage die Vaterlandsliebe zu gründen, das 
eben soll unsere Aufgabe sein.“ Dem entspricht auch die Wertung, 
welche der deutschen Literatur und der vaterländischen Geschichte 
an unseren höheren Schulen zu teil wird. Neben dem Unterricht in 
der Religion erklären die „Lehrpläne und Lehraufgaben“ ausdrücklich 
den im Deutschen und in der Geschichte für den erziehlich bedeut- 
samsten. Sie verlangen von den Lehrern, daß sie, „gestützt auf 
tieferes Verständnis unserer Sprache und ihrer Geschichte, getragen 
von der Begeisterung für die Schätze unserer Literatur und von 
vaterländischer Gesinnung, die Herzen unserer Jugend für die deutsche 
Sprache, deutsches Volkstum und deutsche Geistesgröße zu er- 
wärmen verstehen.“ Die gesinnungbildende Kraft, die Einwirkung 
auf Lebensrichtung und Charakter, die der Neuhumanismus der Be- 
schäftigung mit dem Altertum zuschrieb, sie erwartet die heutige 
deutsche Schule von dem Einfluß, den deutsche Geschichte und 
Dichtung, deutsche Sprache und Kultur auf die Schüler ausüben soll. 
Auch das humanistische Gymnasium kann von dem Studium 
der Antike in erzieherischer Hinsicht nur noch eine ergänzende 
Wirkung erhoffen. Und hierdurch weit mehr als durch den Wegfall 
ainiger Sprachstunden unterscheidet sich das Heute vom Einst. In 
dieser Stellung der vaterländischen Sprache, Literatur und Kultur 
spricht sich der nationale Charakter unseres Schulwesens aus. 
Daher sind denn auch die Lehrziele und Lehraufgaben für alle 
Arten von Schulen in Deutsch und Geschichte, wie in der Religion 
genau dieselben, sodaß diese Fächer das eigentlich verbindende Glied 
zwischen den verschiedenen Schularten oder besser gesagt die ge- 
meinsame Grundlage darstellen, in der die praktische und intellektuelle 
Erziehung aller unserer Zöglinge wurzelt. 
Diese Übereinstimmungen und Verschiedenheiten wollen wir 
nun näher ins Auge fassen, indem wir zunächst die Lehrpläne, welche 
den verschiedenen Schulgattungen vorgezeichnet sind, und sodann die 
Ziele und Methoden, die für die einzelnen Lehrfächer gelten, zur 
Darstellung bringen. Aus beiden wird die Wendung der deutschen 
Schule zum Modernen und Nationalen, die wir zunächst nur im all- 
gemeinen charakterisieren konnten, im einzelnen anschaulich werden.
	        
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